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Shiitake-Rätsel: Blitze lassen Pilze wachsen

Wo ein Blitz einschlägt, wachsen mehr Pilze - diese alte Erfahrung überprüften Fachleute nun mit Hochspannung. Die Erklärung des Phänomens hat mit Strom aber nichts zu tun.
Blitze in den Rincon Mountains

Shiitake-Pilze wachsen besser durch künstliche Blitze. Das geht aus einer Untersuchung hervor, bei der ein Team um Hiroyuki Shimizu vom Nippon Institute of Technology pilzträchtige Holzblöcke mit Hochspannungsentladungen behandelte. Wie die Arbeitsgruppe im »Journal of Physics D: Applied Physics« berichtet, erntete sie von Blöcken in drei Meter Entfernung von einem Blitzgenerator fast doppelt so viele Shiitake-Fruchtkörper wie von Holzblöcken in zwölf Meter Entfernung. Ursache des Effekts ist nach Angaben der Arbeitsgruppe allerdings nicht die Hochspannung selbst, sondern die Stoßwelle der Blitze. Die entstehenden Schwingungen beschädigen die Pilzfäden im Holz und regen sie dadurch an, mehr Fruchtkörper zu produzieren.

Schon sehr lange weiß man von Beobachtungen, dass rund um die Orte von Blitzschlägen ungewöhnlich viele Pilze zu finden sind. Fachleute suchen deswegen nach technischen Verfahren, die Pilze mit Hilfe von Starkstrom zum Bilden der Fruchtkörper zu animieren. In vorhergehenden Studien fanden Teams bereits heraus, dass Starkstrom, der direkt durch die von Pilzen durchwurzelten und mit Wasser getränkten Holzblöcke geleitet wird, ebenfalls die Ernte verbessert. Allerdings passt das nicht zu den Beobachtungen in der Natur – Holz muss keineswegs direkt vom Blitz getroffen werden, damit die Pilze Fruchtkörper bilden.

Die nun von der Arbeitsgruppe formulierte Stoßwellen-Hypothese kommt ohne einen bislang unbekannten Effekt durch die Elektrizität aus. Stattdessen ist die Technik einfach eine Hightech-Version der traditionellen Shiitake-Zucht, bei der die mit Pilzmyzel durchwachsenen Holzstämme gewässert und dann mit Stöcken geschlagen werden, um die Bildung von Fruchtkörpern anzuregen. Das Team berichtet, dass die Ausbeute durch die Blitze höher sei als mit mechanischen oder auf Schall basierenden Verfahren – mutmaßlich, weil die Stoßwelle intensiver sei. Die Behandlung bringe um so höhere Ausbeute, je öfter man die Blitze auf das Holz einwirken lässt.

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