Schädel-Hirn-Trauma: Bluttest erkennt Gehirnerschütterung bei Kindern
Wissenschaftler um Linda Papa vom Orlando Regional Medical Center haben einen Bluttest entwickelt, der eine Gehirnerschütterung bei Kindern fast so zuverlässig diagnostizieren soll wie modernste CT-Scans. Der Test weist das so genannte saure Gliafaserprotein (GFAP, von englisch: glial fibrillary acidic protein) nach, das normalerweise im Zytoplasma von Gliazellen in Gehirn vorkommt. Wird das Gehirn verletzt, wird GFAP freigesetzt und findet sich anschließend auch in der Blutbahn wieder, da es die Blut-Hirn-Schranke ungehindert passieren kann. GFAP spielt als Marker bei der Diagnose von Hirntumoren ebenfalls eine wichtige Rolle.
Das Team um Papa untersuchte auf diese Weise Blutproben von 152 Kindern, die ihnen im Lauf der ersten sechs Stunden nach einer Kopfverletzung abgenommen worden waren. Der Vergleich mit CT-Aufnahmen, auf denen man Schädelläsionen gut erkennen kann, offenbarte, dass sich mit dem Bluttest in 94 Prozent aller Fälle eine Gehirnerschütterung korrekt diagnostizieren ließ. Die Konzentration des Biomarkers im Blut nahm dabei sogar mit der Schwere der Verletzung zu und lieferte den Forschern so auch einen ersten Eindruck davon, wie ernsthaft das Schädel-Hirn-Trauma des Patienten war. "Das könnte die Art und Weise, wie wir eine Gehirnerschütterung diagnostizieren, in Zukunft entscheidend verändern – und zwar nicht nur bei Kindern, sondern bei allen Menschen, die eine Kopfverletzung erlitten haben", sagt Papa. Bislang erkennen Ärzte leichte Schädel-Hirn-Traumata bei Kindern vor allem anhand von Symptomen wie Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen oder Gleichgewichtsstörungen nach einem Schlag gegen den Kopf. CT-Scans kommen als Diagnosehilfe zum Einsatz, sind aber teuer und gerade bei jungen Patienten auf Grund der Strahlenbelastung auch nicht völlig unbedenklich. Papas Vision ist es, irgendwann ein handliches Gerät zu entwickeln, das eine Gehirnerschütterung anhand eines kleinen Piksers in den Finger ähnlich schnell und einfach erkennen kann, wie Blutzuckermessgeräte Diabetikern schon heute verraten, dass eine Dosis Insulin benötigt wird.
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