Logistik: Boarden große Gruppen Flugzeuge schneller als kleine?
Wenn Passagiere ein Flugzeug besteigen, ist Gedränge meist unvermeidlich: Fluggäste und Gepäck blockieren den engen Mittelgang, während dahinter Dutzende Leute in der Schlange darauf warten, zu ihren reservierten Plätzen zu gelangen. Um diese Prozedur zu beschleunigen, teilen Fluggesellschaften die Passagiere gerne in Gruppen auf, die den Flieger nacheinander betreten. Das aber könnte die falsche Strategie sein, behaupten jetzt die norwegischen Physiker Vidar Frette und Per Hemmer – sie zeigen anhand statistischer Überlegungen, dass es aus mathematischer Sicht sehr wohl sinnvoll ist, alle Passagiere gleichzeitig ins Flugzeug stürmen zu lassen.
Die Forscher betrachten in ihrer Veröffentlichung den Fall eines idealen Flugzeugs mit genau einem Sitz pro Reihe. In dem verwendeten Modell braucht ein Passagier eine Zeiteinheit, um sich zu setzen. In dieser Zeit staut sich hinter ihm die Schlange der anderen Passagiere. Die Einsteigeprozedur geht am schnellsten, wenn die Passagiere beim Einsteigen in der Reihenfolge angeordnet sind, in der sie auch sitzen. Für alle denkbaren Anordnungen gilt deshalb, dass das Einsteigen umso schneller geht, je mehr Passagiere beim Einsteigen in der richtigen Reihenfolge sortiert sind – sie nämlich müssen sich nicht mehr zeitraubend umsortieren und setzen sich alle innerhalb eines einzelnen Zeitschrittes hin.
Die Autoren demonstrieren, dass in diesem Modell wider Erwarten kleinere Gruppen einen Nachteil haben – mit steigender Gruppengröße wächst der Anteil der ideal aufgestellten Passagiere in der Gruppe überproportional. Demnach brauchen zwei kleine Gruppen im Mittel länger, ihre Plätze einzunehmen, als eine einzelne doppelt so große Gruppe. Die Forscher verweisen auf Studien, nach denen die Gruppenstrategie in der Realität tatsächlich keinen Effizienzgewinn bringt – ob ihr Modell allerdings auch für reale Passagiere und Flugzeuge mit mehr als einem Sitz pro Reihe gilt, bleibt vorerst offen.
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