News: Bonner Zellbiologen enträtseln Alzheimer-Protein
Proteine bestehen immer aus mehreren Teilstücken, verschiedenen Peptiden. Seit längerem ist bekannt, daß nur ein kleines Teilstück die Alzheimersche Erkrankung auslöst. Die Bonner Wissenschaftler fanden heraus, daß der Rest dieses Proteins nötig ist, um das normale Wachstum von Epithelzellen anzuregen. Zu einer Alzheimerschen Erkrankung kann es demzufolge nur dann kommen, wenn dieses Wachstumsprotein fehlerhaft abgespalten wird und so ein bestimmtes Peptid freigesetzt wird. Wenn sich dieser Stoff dann massiv ansammelt, wirkt er insbesondere auf eine bestimmte Gruppe von Nervenzellen im Gehirn toxisch.
Diese Erkenntnis trägt nicht nur zum besseren Verständnis der Alzheimerschen Krankheit bei, sondern sie ist vor allem wichtig für die Entwicklung von Therapieansätzen bei sogenannten epithelialen Störungen, z.B. bei Schildrüsenerkrankungen. Die Schilddrüse steuert im Körper eine Reihe von Funktionen. Fällt sie beispielsweise im Kindesalter aus oder ist von Geburt an nicht oder nur rudimentär vorhanden, kann sich das Gehirn nicht ausreichend entwickeln – geistige Fehlentwicklung wäre die Folge. Wird ein solches Krankheitsbild rechtzeitig diagnostiziert, werden zur Zeit durch Gabe von Schilddrüsenhormonen schwerwiegende Erkrankungen verhindert. Da dank der Arbeit der Bonner Zellbiologen nun aber der Faktor bekannt ist, der das Wachstum der Epithelzellen stimuliert, rückt die Möglichkeit in greifbare Nähe, durch gezielte Gabe dieses Proteins, das ausreichende Wachstum oder gar die Bildung einer Schilddrüse zu erzielen. Der Körper wäre dann in der Lage, selbst die benötigten Hormone zu erzeugen. Im anderen Fall liegt ein gesteigertes Wachstum der Schilddrüsenzellen vor, und es kommt zur Kropfbildung. Auch für diesen Fall ließen sich künftig möglicherweise veränderte Therapieansätze finden.
Das Bonner Forum Biomedizin ist als Zusammenschluß von neun Universitätsinstituten der Bonner Universität vor knapp einem Jahr gegründet worden. Als neuartig für die deutsche Forschungslandschaft muß vor allem die Struktur und Anwendungsnähe gelten. „Da unsere jungen Leute hier unbürokratisch und über Institutsgrenzen hinweg arbeiten und in Gruppen ihre Ideen entwickeln können,” so der Sprecher des Bonner Zentrums Biomedizin, Prof. Herzog, „arbeitet das Forum durch diese 'enorme Schubkraft von unten' sehr effizient. Nur so ist es möglich, bereits nach kurzer Zeit einige interessante Ergebnisse vorweisen zu können.”
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