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Botanik: Drohne »entdeckt« unbekannte Pflanzenart

Manche Pflanzen wachsen an für Menschen nahezu unzugänglichen Steilhängen. Moderne Technik hilft nun, diese Ökosysteme doch zu untersuchen.
Relativ unscheinbare weißlich grüne Blüten der Pflanzenart Schiedea waiahuluensis. Sie besitzen fünf Blütenblätter und relativ lange Staubfäden. Der Hintergrund ist überwiegend schwarz, unscharf sind einige braune Zweige erkennbar
Schiedea waiahuluensis wächst an den steilen Hängen der Hawaii-Insel Kaua'i – außerhalb der Reichweite von Menschen.

Auf den ersten Blick wirkt Schiedea waiahuluensis aus der Familie der Nelkengewächse recht unscheinbar mit ihren blassen, grünlich weißen Blüten. Tatsächlich stellt sie aber eine Premiere dar: Sie ist die erste mit Hilfe von Drohnen neu entdeckte Pflanzenart der Erde, berichten Stephen Weller und Ann Sakai von der University of California in Irvine. Die Gewächse besiedeln vulkanische Steilhänge auf der Hawaii-Insel Kaua'i, die für Menschen praktisch unzugänglich sind, von Pflanzen jedoch mitunter dicht besiedelt werden.

Weller und Sakai nutzten ihre Drohne, um damit steile Klippen in der Waiahulu-Region der Insel auszukundschaften – ein Gebiet, das bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht erkundet worden war. Eigens für derartiges Terrain hatten zuvor Mitarbeiter des Drohnenprogramms des National Tropical Botanical Garden der USA ein Gerät entwickelt, das am ferngesteuerten Fluggerät befestigt wird und aus der Luft Pflanzenmaterial sammeln kann. Dazu wird das »Mamba« genannte Werkzeug von der Drohne herabgelassen, greift dann die Gewächse und schneidet Belegmaterial ab.

Die neu bestimmte Art gehört zu einer artenreichen Gattung, die im gesamten Archipel derzeit 36 bekannte Spezies umfasst, von denen zwölf ausschließlich auf Kaua'i vorkommen. Schiedea waiahuluensis konnte bisher lediglich auf den trockenen Klippen von Waiahulu nachgewiesen werden, wo ihr Gesamtbestand geschätzt nur etwa 345 Individuen umfasst. Die Pflanzen wachsen hauptsächlich auf sonst nackten Felsflächen in kleinen Erdlöchern, in denen sich etwas nährstoffreicher Boden gesammelt hat. Der empfindliche Lebensraum ist allerdings durch invasive Pflanzenarten und verwilderte Ziegen bedroht, die selbst in steilste Lagen klettern können, um dort zu fressen. Bislang ist aber nur ein Teil des potenziellen Verbreitungsgebiets erfasst, so dass sich die Zahlen vielleicht noch ändern.

Solche Drohneneinsätze halfen in jüngerer Vergangenheit auch bei der Wiederentdeckung von Arten wie Hibiscadelphus woodii, die als verschollen galten. Sie sollen deshalb fortgesetzt werden. Außerdem konnten Wissenschaftler auf diese Weise bereits Samen des Nelkengewächses Schiedea waiahuluensis sammeln: Damit sollen in botanischen Gärten Reservebestände aufgebaut werden, um die Art zu erhalten.

  • Quellen
PhytoKeys 10.3897/phytokeys.247.130241, 2024

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