Buschbrände in Brasilien: Feuer vernichtet immer mehr feuchte Uferwälder
So genannte Galeriewälder, die sich an den Ufern von Flüssen erstrecken und einzigartige Ökosysteme inmitten einer wenig artenreichen Savannenlandschaft darstellen, sind in besonderen Maß von Buschbränden bedroht. Das geht aus einer Untersuchung im Fachblatt »Journal of Applied Ecology« hervor. Ein Wissenschaftlerteam hat dazu die Auswirkungen eines verheerenden Feuers im brasilianischen Nationalpark Chapada dos Veadeiros untersucht.
Im Jahr 2017 verbrannten dort 860 Quadratkilometer Land, was mehr als 80 Prozent der Parkfläche entspricht. Für einen Teil des Areals hat das Wissenschaftlerteam Satellitenbilder aus der Zeit vor und nach dem Feuer ausgewertet sowie Studien vor Ort am Boden vorgenommen.
Demnach waren 2003 noch rund 90 Prozent der Uferwälder vom Kronendach der Bäume bedeckt. Im Jahr 2017 war die Bedeckung dagegen auf stellenweise 20 Prozent gesunken. Im Schnitt war jeder zweite erwachsene Baum und 88 Prozent der Baumschösslinge abgestorben.
Paradoxerweise traf es am härtesten jene Bereiche, die regelmäßig vom Wasser überflutet werden. Hier starben an manchen Stellen sämtliche Bäume ab. Die Wissenschaftler führen dies darauf zurück, dass in den an sich recht feuchten Gebieten vermehrt Arten wachsen, die nicht auf die regelmäßigen Brände eingestellt sind. Zudem hätten die Bäume dort eine dünnere Rinde. Wo die Bäume und der Nachwuchs tot ist, machen sich opportunistische Pionierpflanzen aus der Umgebung breit, wie Farne, Gräser und Lianen. Sie können schlimmstenfalls die natürliche Regeneration des Waldes unterbinden.
Die Situation im Nationalpark steht stellvertretend für die anderer Galeriewälder der Tropen. Zwar ist die Landschaft auf Brände eingestellt, allerdings verändere sich die Bedrohungslage spürbar. Vor allem in den Naturschutzgebieten treten regelmäßig großflächige, zerstörerische Flächenbrände auf, die die Artenvielfalt in diesem Gebiet stark gefährden, heißt es in einer Pressemitteilung der Universität Hohenheim, die mit einer Forscherin ebenfalls an der Untersuchung beteiligt war.
Mit einer Fläche von mehr als zwei Millionen Quadratkilometern ist die in der brasilianischen Zentralhochebene gelegene Savannenlandschaft fast sechsmal so groß wie Deutschland und – nach dem Amazonasregenwald – das zweitgrößte Ökosystem Brasiliens. »Der Verlust ist hier sogar schlimmer als im tropischen Regenwald am Amazonas, denn die betroffene Fläche ist deutlich größer«, sagt Anna Abrahão von der Universität Hohenheim.
Drei Faktoren setzen laut dem Team der Savanne zu: Die Landschaft gerate durch Land- und Viehwirtschaft »unter enormen Nutzungsdruck«. Schnell wachsende, vom Menschen eingeschleppte Grasarten bilden beispielsweise mehr Biomasse und geben dem Feuer mehr Nahrung. Natürliche Brände träten zudem während der Regenzeit auf, zum Beispiel bei Gewittern. Der folgende Regen dämme sie ein. Brände, die dagegen zur Landgewinnung absichtlich gelegt würden, fänden in der Regel während der Trockenzeit statt, wodurch sie schnell größere Ausmaße annähmen. Zudem verlängert der Klimawandel die Brandsaison. Im tropischen Südamerika dauere diese heute 33 Tage länger als noch vor 35 Jahren.
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