Streit um Dinosaurier: Brontosaurus soll wieder Brontosaurus heißen dürfen
Zu den selbst Laien bekannten Dinosauriern gehörte viele Jahrzehnte lang der Brontosaurier – bis Experten, Kenner und Kleinigkeitskrämer den Laien immer deutlicher erklärten, dass Brontosaurier nie so hätten heißen dürfen. Der Grund dafür war eine kurzzeitige Verwechslung durch den amerikanischen Paläontologen Othniel Marsh, der die ersten Fossilien der Art entdeckt hatte: Er nannte sie 1877 Apatosaurus ajax und fand dann, zwei Jahre später, Knochen des verdächtig ähnlichen, ungeachtet dessen aber Brontosaurus excelsus getauften Exemplars. Dieses entpuppte sich dann 1903 aber – nach Ansicht einer Expertenkommission – ebenfalls als Vertreter der Gattung Apatosaurus. Die populäre Gattungsbezeichnung "Brontosaurus" war und blieb nun aber in der Welt, obwohl die Prioritätsregel des International Code of Zoological Nomenclature (ICZN) vorschreibt, stets die zeitlich erste Bezeichnung zu verwenden. Jetzt bekommt die alte Geschichte aber wieder eine neue Wendung: Der vom Paläontologen Emanuel Tschopp und seinen Kollegen mit modernen Methoden nun nochmals neu gezeichnete Stammbaum der Saurierfamilie Diplodocidae legt nahe, dass die Bezeichnung Brontosaurus vielleicht doch ihre Berechtigung hatte.
Tschopp und seine Kollegen haben fast 500 anatomische Merkmale der Knochenreste von Dutzenden Exemplaren der rund 20 unterschiedlichen Spezies dieser Saurierfamilie analysiert, verglichen und bewertet. Nach fünf Jahren Arbeit und vielen Reisen in allerlei Museen der Welt kommen sie nun zu dem Schluss: Apatosaurus und Brontosaurus waren unterschiedlich genug, um in verschiedene Gattungen zu gehören. So unterscheidet sich etwa der Halsbereich beider Formen relativ deutlich: "Zwar sind beide recht robuste und massige Tiere, der Apatosaurus aber noch mehr", so Tschopp zu "NatureNews". Er sieht seinen Antrag, den Brontosaurus als Gattung wieder auferstehen zu lassen, allerdings nicht als letztes Wort: "Da steht ziemlich sicher noch eine lebhafte Expertendiskussion an. Hoffentlich, denn so funktioniert Wissenschaft!"
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