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Bronzezeit: Riesige Oasenfestung in Saudi-Arabien entdeckt

Archäologen haben in Saudi-Arabien die Überreste einer kilometerlangen, mehr als 4000 Jahre alten Umfassungsmauer entdeckt. Die Befestigung diente aber nicht nur zum Schutz vor Feinden.
Rekonstruktion der Oasenfestung von Chaibar.
Was die Archäologen an Daten gewinnen konnten, steckten sie in eine Computerrekonstruktion. So könnte die Oasenfestung von Chaibar vor ungefähr 4000 Jahren ausgesehen haben.

Auf der Arabischen Halbinsel haben Archäologen die Überreste einer riesigen Festungsmauer entdeckt, die einst das Oasengebiet von Chaibar umwallte. Sie datieren die kilometerlange Umfassung in die Bronzezeit, ungefähr zwischen 2250 und 1950 v. Chr. Wie das Team um Guillaume Charloux vom Centre national de la recherche scientifique (CNRS) in Paris berichtet, sei damit nun eine weitere Oasenfestung im heutigen Saudi-Arabien bekannt, wie sie im Nordwesten der Arabischen Halbinsel während der Bronzezeit entstanden waren. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Fachleute in der Zeitschrift »Journal of Archaeological Science: Reports«.

Mit Hilfe von Satellitenbildern und Geländebegehungen gelang es Charloux‘ Team, zwischen 2020 und 2023 die Mauerreste aufzuspüren. Die Befestigung verlief einst auf einer Länge von 14,5 Kilometern, fast sechs Kilometer sind heute noch erhalten. Die umschlossene Fläche erstreckt sich auf zirka 1180 Hektar. Das entspricht ungefähr fünfmal der Fläche des Berliner Tiergartens. Die Mauern hatten einst eine beträchtliche Größe: Sie ragten rund fünf Meter auf und waren bis zu zweieinhalb Meter dick. Schätzungsweise 180 Bastionen verstärkten den Wall, von 74 fanden die Archäologen noch Überreste im Gelände. Die Festung umgab eine Siedlung, ummauerte aber auch landwirtschaftlich erschlossene Gebiete.

Erbaut wurde die Umfassung zwischen 2250 und 1950 v. Chr. Die Altersbestimmung beruht auf 14C-Datierungen. Die Archäologen nahmen während ihrer Surveys Proben aus der Mauer und deren Fundament. Darin enthaltene Holzkohlestücke ließen sie mittels der Radiokarbonmethode datieren.

Im Nordwesten von Saudi-Arabien kennen Fachleute bereits andere bronzezeitliche Festungen. In Tayma beispielsweise war die Oase von einer rund 19 Kilometer langen Mauer umgeben. Umwallte Oasen sind auch am Ort Qurayyah bekannt. Ebenso fand die Forschergruppe an weiteren Plätzen im Umfeld von Chaibar Oasenplätze, die möglicherweise im 3. Jahrtausend v. Chr. ebenfalls mit Mauern eingefasst waren.

Charloux und sein Team gehen davon aus, dass die Festungen entstanden, als die nomadische Bevölkerung begann, sich allmählich niederzulassen – womöglich als Reaktion darauf, dass vor zirka 4200 Jahren die klimatischen Bedingungen trockener wurden. Die Forschenden bezeichnen die bronzezeitlichen Entwicklungen als »walled oasis phenomenon« (Ummauerte-Oasen-Phänomen). Warum die Menschen die Oasengebiete umwallten, hatte laut Charloux und seinen Kollegen verschiedene Gründe. Mit den Mauern zogen sie einen Verteidigungsgürtel um die Oasen und schützten sich so vor Überfällen aus der Wüste. Da die Umfassung nicht an jeder Stelle perfekt ausgeführt war, vermuten die Forscher zudem, dass die Festung auch psychologische Zwecke erfüllen sollte: einen gewaltigen Eindruck bei allen Außenstehenden hinterlassen und die eigene Bevölkerung enger zusammenbringen. Darüber hinaus könnten die Festungen auch Schutz vor Erosion und saisonalen Sturzfluten in den Wadis geboten haben.

Wie die Wissenschaftler ebenfalls berichten, werden erst seit relativ kurzer Zeit Forschungen in dieser Region Saudi-Arabiens durchgeführt. Die ersten Untersuchungen fanden 2015 statt.

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