Besser vorsorgen: Was passiert bei der Mammografie?
Ab ihrem 50. Geburtstag werden Frauen zum Mammografie-Screening eingeladen. Ziel ist die Früherkennung von Brustkrebs. Was bei der Untersuchung passiert, welchen Nutzen Frauen erwarten dürfen und was die Nachteile sind, kurz erklärt:
Wozu ist die Untersuchung gut?
Brustkrebs ist die häufigste Krebsart bei Frauen. Fast jede dritte Krebspatientin hat einen Tumor im Brustdrüsengewebe. Jährlich erkranken rund 67 300 Frauen neu daran, fast 18 400 sterben an den Folgen. Bei der Diagnose sind die Frauen im Durchschnitt 64 Jahre alt, nur jede vierte Patientin ist zwischen 45 und 55. Wie bei allen Krebsarten sind die Heilungschancen umso besser, je früher der Tumor entdeckt wird. Deshalb steht Frauen zwischen 50 und 69 alle zwei Jahre auf Kosten ihrer Krankenkasse eine Röntgenuntersuchung der Brust zu, die so genannte Mammografie. Das Wort leitet sich vom lateinischen Wort für Brust, »mamma«, ab.
Wie läuft die Mammografie ab?
Eine Mammografie findet ambulant in einer Praxis oder Klinik statt. In der Regel füllen die Patientinnen zunächst einen Fragebogen aus. Nach einem Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt müssen sie den Oberkörper frei machen. Für die Untersuchung werden die Brüste zwischen zwei Plexiglasscheiben zusammengedrückt. Das ist unangenehm, kann sogar schmerzhaft sein, dauert aber nur kurz und schadet der Brust nicht. Üblich sind zwei Röntgenbilder, einmal von oben nach unten und einmal von der Seite. Die Beurteilung der Bilder erfolgt nach dem Vier-Augen-Prinzip: Zwei Fachärzte oder Fachärztinnen betrachten sie unabhängig voneinander.
Woran müssen Patientinnen denken?
Patientinnen sollten sich vor der Untersuchung im Bereich der Brust nicht eincremen und kein Deo auftragen – beides könnte das Ergebnis verfälschen. Ketten, Brustwarzenpiercings oder anderer Schmuck im Bereich des Oberkörpers sind abzulegen. Kleidung, die obenrum leicht abzulegen ist, ist am Tag der Mammografie von Vorteil. Weil es nicht nötig ist, sich vollständig zu entkleiden, eignen sich zum Beispiel Hose und T-Shirt oder Bluse.
Serie: »Besser vorsorgen«
Krebsvorsorge, Früherkennung, Check-up – es gibt viele Untersuchungen, die Gesunde regelmäßig wahrnehmen sollten. Denn vorsorgen ist besser als nachsorgen. Wir erklären die gängigsten Methoden und beantworten die wesentlichen Fragen: Wozu ist die Untersuchung gut? Was macht die Ärztin, worauf achtet der Arzt? Und tut das weh?
Hat das Brustkrebs-Screening Nachteile oder Risiken?
Die Untersuchung hilft, Tumoren in einem möglichst frühen Stadium zu entdecken und zu behandeln, was im Fall von Krebs die Überlebenschance verbessert. Früh diagnostizierter Krebs erfordert auch keine ganz so aggressive Therapie wie fortgeschrittener, was für betroffene Frauen ebenfalls von Vorteil ist. Wie viele Früherkennungsmaßnahmen hat das Mammografie-Screening aber auch seine Tücken. Denn die Frage ist: Wie viele Brustkrebs-Todesfälle vermeidet es tatsächlich? Einer Studie Lübecker Wissenschaftlern zufolge starben in den Jahren 2015 und 2016 ein Viertel weniger Frauen zwischen 50 und 69 Jahren an Brustkrebs als noch 2003 und 2004, vor Einführung des Screenings.
Kritiker sind dennoch der Meinung, dass die Nachteile überwiegen – etwa, wenn eine Frau mit einem Krebsverdacht zurechtkommen muss, der sich später nicht bestätigt. Die Beunruhigung und die Folgeuntersuchungen wären dann unnötig. Ein weiterer Kritikpunkt: Bei Frauen mit sehr dichtem Brustdrüsengewebe ist die Mammografie weniger genau. Immer wieder steht auch die erhöhte Strahlenbelastung zur Diskussion und der Vorwurf, die Mammografie selbst könne Brustkrebs verursachen. Weil die Strahlenempfindlichkeit von Frauen ab 50 jedoch niedriger ist als bei jüngeren und die Strahlung mit 0,2 bis 0,6 Millisievert gering ist, sind sich die meisten Experten einig, dass der Nutzen der Untersuchung das Risiko überwiegt.
Wichtig ist dennoch, dass sich jede Frau gut informiert dafür oder dagegen entscheidet. Orientierung bietet zum Beispiel die Entscheidungshilfe des Gemeinsamen Bundesausschusses.
Wie geht es weiter?
Die Patientinnen erfahren das Ergebnis ihrer Mammografie nach etwa einer Woche per Post. Bei rund 30 von 1000 Frauen zeigt sich, dass das Brustgewebe verändert ist. Dann erfolgen weitere Untersuchungen, die Klarheit bringen sollen, etwa eine Magnetresonanztomografie-Mammografie, eine Ultraschalluntersuchung oder eine Galaktografie, bei der die Milchgänge mit Kontrastmittel sichtbar gemacht werden. Möglicherweise empfiehlt sich auch eine weitere Mammografie oder eine Biopsie. Dabei entnimmt die Ärztin oder der Arzt bei lokaler Betäubung eine Gewebeprobe aus dem verdächtigen Bereich, um diese unter dem Mikroskop auf Krebszellen hin zu untersuchen. Wichtig zu wissen: Wenn die Mammografie auffällig ist, bedeutet das noch keine Krebsdiagnose. Von den 30 Frauen, deren Brustgewebe auf den Bildern verändert ist, haben 24 keinen Brustkrebs.
Wer bezahlt Früherkennungs- und Vorsorgeuntersuchungen?
Ob Baby oder Greis – ein Leben lang übernehmen die Krankenkassen die Kosten für zahlreiche Früherkennungs- und Vorsorgechecks. Das bedeutet, die Untersuchungen sind für Patienten kostenlos. Einen Überblick, wer wann Anspruch auf welche Untersuchung hat, hat der Gemeinsame Bundesausschuss zusammengestellt. Untersuchungen, die Patienten selbst bezahlen müssen, heißen Individuelle Gesundheitsleistungen, kurz IGeL. Zu den beliebtesten zählen zum Beispiel die Messung des Augeninnendrucks, eine Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke oder ein großes Blutbild. Der IGeL-Monitor vom »Medizinischen Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen« hat sich zum Ziel gesetzt, die verschiedenen IGeL wissenschaftlich zu bewerten, damit Patienten sich gut informiert für oder gegen eine bestimmte Untersuchung entscheiden können.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.