Archäologie: Buddhas Geburt früher als gedacht?
Wann und wo genau der später als Buddha bezeichnete Siddhartha Gautama geboren wurde, lässt sich heute aus Mangel an zeitgenössischen Quellen nicht mehr exakt rekonstruieren. Als einer der Geburtsorte gilt der Ort Lumbini, im heutigen Nepal nahe der indischen Grenze, der vom indischen Herrscher Ashoka im 3. Jahrhundert v. Chr. zu einer monumentalen Pilgerstätte ausgebaut wurde. Die Ruinen der 1896 wiederentdeckten Tempelanlage werden heute von der UNESCO als Weltkulturerbe geführt.
Ausgrabungen eines Teams von Archäologen um Robin Coningham von der Durham University haben nun ergeben, dass an Ort und Stelle ältere Holz- und Backsteinbauten existierten. Sollte es sich dabei – wie es die Anordnung der Gebäudereste nahelegt – um Vorgängerbauten des späteren Tempels handeln, hätten die Ausgräber damit den ersten archäologischen Hinweis auf die Lebensdaten Buddhas gefunden.
Laut einer Altersbestimmung mit Hilfe der C-14-Methode und der optisch stimulierten Lumineszenz weisen die Funde ins 6. vorchristliche Jahrhundert. Das wiederum deute darauf hin, dass der Tod Buddhas – und damit der Beginn der Verehrung – früher anzusetzen sei als vermutet, schreiben Coningham und Kollegen.
Zuletzt hatte sich in Forscherkreisen die Auffassung durchgesetzt, Buddha sei um das Jahr 480 v. Chr. geboren worden. Diese so genannte kurze Chronologie scheint nun im Widerspruch zu den archäologischen Befunden zu stehen, wie die Autoren vorsichtig andeuten. Womöglich müssten Forscher zur traditionellen "langen Chronologie" zurückkehren, die die Lebensdaten unter Berufung auf Schriftquellen auf die Jahre 563 bis 483 v. Chr. festlegte.
Um dieses Ergebnis zu überprüfen, wünschen sich die Wissenschaftler weitere Ausgrabungen an anderen Pilgerstätten, die mit der sehr frühen Geschichte des Buddhismus in Zusammenhang stehen, wie etwa der mutmaßliche Sterbeort Kushinagar. Zum Leidwesen der Forscher hinterließ König Ashoka an allen diesen Stellen seine Bauwerke, so dass dort Untersuchungen nur schwer möglich sind. Die Zeit vor seiner Bautätigkeit im 3. Jahrhundert v. Chr. ist daher Archäologen nur schwer zugänglich.
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