Forschungspolitik: Bulmahns neuer Mann
Seit gestern ist Frieder Meyer-Krahmer neuer Staatssekretär im Bundesforschungsministerium. Er will sich insbesondere um Forschung und Innovation in Deutschland kümmern. spektrumdirekt sprach mit ihm über seine Pläne und Ziele.
spektrumdirekt:
Herr Professor Meyer-Krahmer, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Ernennung zum neuen Staatssekretär im Bundesforschungsministerium! Freuen Sie sich schon auf Ihren neuen Job?
Frieder Meyer-Krahmer:
Ja, natürlich, sonst hätte ich dieses ehrenvolle Angebot nicht angenommen. Bisher war ich in der Forschung tätig und habe beraten. Die eigentliche Herausforderung ist nun, etwas zu bewegen. Das Politikfeld ist mir natürlich sehr vertraut, das Glück, das Sie mir wünschen, kann ich trotzdem gut gebrauchen.
spektrumdirekt:
Sie sind dann ja Kollege der Staatssekretäre Ulrich Kasparick sowie Wolf-Michael Catenhusen. Wie wird die Aufgabenverteilung sein?
Meyer-Krahmer:
Ich werde mich schwerpunktmäßig um Forschung und Innovation kümmern. Als Leitungsteam mit der Ministerin an der Spitze werden wir selbstverständlich ganzheitlich denken und wirken, auch wenn wir arbeitsteilig handeln.
spektrumdirekt:
Gibt es konkrete Dinge, die Sie in den nächsten zwei Jahren angehen wollen? Was glauben Sie, als neuer Staatssekretär bewegen zu können?
Meyer-Krahmer:
Es gibt eine Reihe von Dingen, die ich gerne angehen möchte. Dazu zählt die zügige Fortsetzung der Modernisierung des deutschen Forschungssystems. Institutionelle Änderungen sind bekanntlich besonders schwierig. Hier ist in den letzten Jahren schon vieles angestoßen worden, und ich bin für die Zukunft optimistisch. Denn wir sind uns einig, dass wir eine leistungsstarke und international wettbewerbsfähige Forschungslandschaft brauchen.
Mein zweites Anliegen ist die Innovationspolitik. Bildung und Forschung sind wichtige Treiber für Innovation, Wachstum und neue Arbeitsplätze. Daraus ergeben sich vielfältige Ansatzpunkte und die Notwendigkeit eines neuen Denkens. Die Innovationsinitiative der Bundesregierung bietet mit ihrem ressortübergreifenden Ansatz gute Voraussetzungen hierfür. Wir müssen noch stärker eine Innovationspolitik aus einem Guss voranbringen. Und hier sehe ich für mich ein entscheidendes Tätigkeitsfeld.
spektrumdirekt:
Die Innovationsdynamik in Deutschland scheint sich ja in der Vergangenheit im Vergleich zu anderen Staaten wie zum Beispiel den USA verlangsamt zu haben. Glauben Sie, dem deutschen Innovationsgeschehen neue Impulse geben zu können?
Meyer-Krahmer:
Ich sehe das Problem gar nicht so sehr darin, dass sich die Innovationsdynamik verlangsamt hat, sondern dass andere Länder sehr viel stärker das Tempo anziehen. Dies bezieht sich zum Beispiel auf die Ausgaben für Forschung und Entwicklung, aber auch für die Investitionen in Informations- und Kommunikationstechnologien. Es gibt eine ganze Reihe von Ansätzen, dem Innovationsgeschehen in Deutschland nötige neue Impulse zu geben. Viele Ideen und Vorschläge liegen bereits auf dem Tisch. Hieran besteht kein Mangel. Die entscheidende Frage wird sein, ob die finanziellen und institutionellen Voraussetzungen hierfür geschaffen werden. Eine Nagelprobe haben wir ja derzeit schon auf dem Tisch: Das ist die Frage nach dem Wegfall der Eigenheimzulage und der Verwendung dieser Mittel für Zukunftsinvestitionen. Andere Nationen sind hier mutiger und vielleicht auch entscheidungsfähiger.
spektrumdirekt:
Forschung und Entwicklung wird ja immer internationaler. Wie schätzen Sie Ihren Handlungsspielraum respektive den der Bundesforschungsministerin im internationalen Kontext ein?
Meyer-Krahmer:
Ich halte es für einen weit verbreiteten Irrtum, dass die Internationalisierung von Forschung und Entwicklung zu einer Einengung nationaler Handlungsspielräume führt. Der Spielraum wird nicht enger, sondern anders. Internationale Attraktivität als Standortfaktor gewinnt eine viel größere Bedeutung. Internationalisierung zieht in die heimische Forschung ein. Internationale und europäische Einbettung holt manche unserer Debatten aus der Provinzialität.
spektrumdirekt:
Gibt es im Forschungsministerium eigentlich eine Strategie, nach der die Forschungsförderung sowie die Entwicklung des forschungspolitischen Rahmens an die konjunkturelle Entwicklung Deutschlands gekoppelt wird? Hilft in Zeiten wirtschaftlicher Schwäche beispielsweise die Konzentration auf die anwendungsbezogene Forschung? Oder soll man dann erst recht antizyklisch die Grundlagenforschung unterstützen?
Meyer-Krahmer:
Diese Frage wurde kürzlich im Rahmen der Studien zur technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands untersucht, die das BMBF bei unabhängigen Instituten regelmäßig in Auftrag gibt. Ergebnis ist, dass das FuE- und Innovationsverhalten im Konjunkturverlauf prozyklisch schwankt. Leider scheint dabei gerade für kleine und mittlere Unternehmen die aktuelle konjunkturelle Situation eine größere Rolle zu spielen als für Großunternehmen. Wir dürfen also bei der Forschungsförderung konjunkturelle Schwächen nicht noch durch Ausgabeneinschränkungen verstärken. Stattdessen müssen wir mit einem langen Atem Glaubwürdigkeit demonstrieren. Es ist eben weitaus Erfolg versprechender, Grundlagenforschung und anwendungsbezogene Forschung langfristig zu vernetzen und zu mischen, als sie kurzfristigen Wechselbädern auszusetzen.
spektrumdirekt:
Vielen Dank für das Gespräch. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg für die Zukunft.
Herr Professor Meyer-Krahmer, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Ernennung zum neuen Staatssekretär im Bundesforschungsministerium! Freuen Sie sich schon auf Ihren neuen Job?
Frieder Meyer-Krahmer:
Ja, natürlich, sonst hätte ich dieses ehrenvolle Angebot nicht angenommen. Bisher war ich in der Forschung tätig und habe beraten. Die eigentliche Herausforderung ist nun, etwas zu bewegen. Das Politikfeld ist mir natürlich sehr vertraut, das Glück, das Sie mir wünschen, kann ich trotzdem gut gebrauchen.
spektrumdirekt:
Sie sind dann ja Kollege der Staatssekretäre Ulrich Kasparick sowie Wolf-Michael Catenhusen. Wie wird die Aufgabenverteilung sein?
Meyer-Krahmer:
Ich werde mich schwerpunktmäßig um Forschung und Innovation kümmern. Als Leitungsteam mit der Ministerin an der Spitze werden wir selbstverständlich ganzheitlich denken und wirken, auch wenn wir arbeitsteilig handeln.
spektrumdirekt:
Gibt es konkrete Dinge, die Sie in den nächsten zwei Jahren angehen wollen? Was glauben Sie, als neuer Staatssekretär bewegen zu können?
Meyer-Krahmer:
Es gibt eine Reihe von Dingen, die ich gerne angehen möchte. Dazu zählt die zügige Fortsetzung der Modernisierung des deutschen Forschungssystems. Institutionelle Änderungen sind bekanntlich besonders schwierig. Hier ist in den letzten Jahren schon vieles angestoßen worden, und ich bin für die Zukunft optimistisch. Denn wir sind uns einig, dass wir eine leistungsstarke und international wettbewerbsfähige Forschungslandschaft brauchen.
Mein zweites Anliegen ist die Innovationspolitik. Bildung und Forschung sind wichtige Treiber für Innovation, Wachstum und neue Arbeitsplätze. Daraus ergeben sich vielfältige Ansatzpunkte und die Notwendigkeit eines neuen Denkens. Die Innovationsinitiative der Bundesregierung bietet mit ihrem ressortübergreifenden Ansatz gute Voraussetzungen hierfür. Wir müssen noch stärker eine Innovationspolitik aus einem Guss voranbringen. Und hier sehe ich für mich ein entscheidendes Tätigkeitsfeld.
spektrumdirekt:
Die Innovationsdynamik in Deutschland scheint sich ja in der Vergangenheit im Vergleich zu anderen Staaten wie zum Beispiel den USA verlangsamt zu haben. Glauben Sie, dem deutschen Innovationsgeschehen neue Impulse geben zu können?
Meyer-Krahmer:
Ich sehe das Problem gar nicht so sehr darin, dass sich die Innovationsdynamik verlangsamt hat, sondern dass andere Länder sehr viel stärker das Tempo anziehen. Dies bezieht sich zum Beispiel auf die Ausgaben für Forschung und Entwicklung, aber auch für die Investitionen in Informations- und Kommunikationstechnologien. Es gibt eine ganze Reihe von Ansätzen, dem Innovationsgeschehen in Deutschland nötige neue Impulse zu geben. Viele Ideen und Vorschläge liegen bereits auf dem Tisch. Hieran besteht kein Mangel. Die entscheidende Frage wird sein, ob die finanziellen und institutionellen Voraussetzungen hierfür geschaffen werden. Eine Nagelprobe haben wir ja derzeit schon auf dem Tisch: Das ist die Frage nach dem Wegfall der Eigenheimzulage und der Verwendung dieser Mittel für Zukunftsinvestitionen. Andere Nationen sind hier mutiger und vielleicht auch entscheidungsfähiger.
spektrumdirekt:
Forschung und Entwicklung wird ja immer internationaler. Wie schätzen Sie Ihren Handlungsspielraum respektive den der Bundesforschungsministerin im internationalen Kontext ein?
Meyer-Krahmer:
Ich halte es für einen weit verbreiteten Irrtum, dass die Internationalisierung von Forschung und Entwicklung zu einer Einengung nationaler Handlungsspielräume führt. Der Spielraum wird nicht enger, sondern anders. Internationale Attraktivität als Standortfaktor gewinnt eine viel größere Bedeutung. Internationalisierung zieht in die heimische Forschung ein. Internationale und europäische Einbettung holt manche unserer Debatten aus der Provinzialität.
spektrumdirekt:
Gibt es im Forschungsministerium eigentlich eine Strategie, nach der die Forschungsförderung sowie die Entwicklung des forschungspolitischen Rahmens an die konjunkturelle Entwicklung Deutschlands gekoppelt wird? Hilft in Zeiten wirtschaftlicher Schwäche beispielsweise die Konzentration auf die anwendungsbezogene Forschung? Oder soll man dann erst recht antizyklisch die Grundlagenforschung unterstützen?
Meyer-Krahmer:
Diese Frage wurde kürzlich im Rahmen der Studien zur technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands untersucht, die das BMBF bei unabhängigen Instituten regelmäßig in Auftrag gibt. Ergebnis ist, dass das FuE- und Innovationsverhalten im Konjunkturverlauf prozyklisch schwankt. Leider scheint dabei gerade für kleine und mittlere Unternehmen die aktuelle konjunkturelle Situation eine größere Rolle zu spielen als für Großunternehmen. Wir dürfen also bei der Forschungsförderung konjunkturelle Schwächen nicht noch durch Ausgabeneinschränkungen verstärken. Stattdessen müssen wir mit einem langen Atem Glaubwürdigkeit demonstrieren. Es ist eben weitaus Erfolg versprechender, Grundlagenforschung und anwendungsbezogene Forschung langfristig zu vernetzen und zu mischen, als sie kurzfristigen Wechselbädern auszusetzen.
spektrumdirekt:
Vielen Dank für das Gespräch. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg für die Zukunft.
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