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Gedächtnis: Bund fürs Leben

fMRT Aufnahme
Düfte rufen manchmal lange verschüttete Erinnerungen aus Kindertagen wach. Doch auch im Erwachsenenalter hinterlässt die erstmalige Kombination von einem Geruch und einem Objekt dauerhafte Spuren im Gehirn, wie ein Team um die Neurobiologin Yaara Yeshurun vom Weizmann Institute in Rehovot (Israel) herausfand.

Die Forscher zeigten Probanden zunächst 60 Abbildungen von Gegenständen und setzten die Testpersonen bei jedem Bild einem anderen Duftstoff aus. In einem anschließenden Test sollten die Probanden zu jedem Objekt den richtigen Geruch aus je drei Möglichkeiten auswählen. Dann folgte eine zweite Lernphase: Die Versuchspersonen sahen die Objekte erneut, diesmal allerdings gepaart mit anderen Düften.

Eine Woche später testeten die Wissenschaftler das Gedächtnis der Teilnehmer erneut und registrierten dabei deren Hirnaktivität per funktioneller Kernspintomografie (fMRT). Die Probanden sollten sich entweder an die ursprünglich gelernte Bild-Duft-Kombination erinnern, oder aber an den Geruch aus der zweiten Lernphase. Ergebnis: Wählten die Teilnehmer den korrekten Geruch aus, ließ sich im fMRT ein spezielles Aktivitätsmuster beobachten – sofern es galt, die zuerst gelernte Geruchsprägung zu rekapitulieren. Vor allem der Hippocampus – die "Gedächtniszentrale" des Gehirns – und die Amygdala, die eine zentrale Rolle bei der Verarbeitung von Gefühlen spielt, waren besonders aktiv.

Sollten sich die Probanden an die später gelernten Verknüpfungen erinnern, schnitten sie zwar ähnlich gut ab, ihr Hippocampus und die Amygdala zeigten jedoch keine ungewöhnliche Aktivität. Die erstmalige Kombination von einem Geruch mit einem Objekt genieße demnach einen Sonderstatus im Gedächtnis, so die Forscher. Dieser Mechanismus sei vermutlich auch am Werk, wenn bestimmte Düfte alte Erinnerungen aus der Kindheit wachrufen. "Das Phänomen scheint einzigartig für das Speichern von Gerüchen zu sein", sagt Yeshurun. Bei der Paarung von Bildern und Geräuschen konnten die Forscher keine bevorzugte Speicherung des ersten Eindrucks feststellen. (lw)


Yeshurun, Y. et al.: The Privileged Brain Representation of First Olfactory Associations. In: Current Biology 10.1016/j.cub.2009.09.066, 2009.

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