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Klimawandel: Bundesregierung vermeldet Rückgang der Emissionen

Weniger Strom aus Kohle, dafür mehr aus Gas, Wind und Sonne - das steckt hinter Deutschlands sinkendem CO2-Ausstoß. Zwei Sektoren müssen jedoch nachlegen, fordert das Umweltministerium.
Windkraft

Inmitten der Corona-Krise hat Bundesumweltministerin Svenja Schulze gute Neuigkeiten: Deutschland ist im Klimaschutz im vergangenen Jahr besser vorangekommen als erwartet. Der Treibhausgasausstoß sank 2019 im Vergleich zum Vorjahr nach ersten amtlichen Schätzungen um 6,3 Prozent – vor allem, weil weniger Strom aus Kohle und mehr aus Gas, Wind und Sonne gewonnen wurde. In zwei Bereichen forderte die SPD-Politikerin Schulze aber größere Anstrengungen: Beim Heizen und im Verkehr stiegen die Emissionen, weil Heizöl 2019 relativ günstig war und mehr und größere Autos auf deutschen Straßen unterwegs sind.

Im Vergleich zu 1990 hat Deutschland seinen Treibhausgasausstoß bis 2019 um 35,7 Prozent gedrückt. Damit komme man dem 2020-Ziel von 40 Prozent »deutlich näher« als gedacht, sagte Schulze. Als Folge der Coronavirus-Epidemie, die Wirtschaft und Flugverkehr ausbremst, dürfte noch weniger Kohlendioxid (CO2) in die Atmosphäre gelangen.

Zweitgrößter Rückgang seit 1990

»Wir werden eine Reduzierung der Emissionen durch Corona erleben«, sagte der Präsident des Umweltbundesamts (UBA) Dirk Messner. Doch seien dies keine strukturellen Effekte, die das Problem auf Dauer lösen. Der »Corona-Effekt« könne im Gegenteil die Notwendigkeit überdecken, die Wirtschaft klimafreundlich umzubauen. Trotzdem hofft der Chef des Umweltbehörde auf eine langfristige Wirkung: »Ich kann mir vorstellen, dass die Krisensituation Corona uns dabei hilft, zu verstehen, dass unsere Gesellschaften erschüttert werden können in ihren Grundfesten.« Die Sensibilität dafür wachse, dass man sich vorbereiten müsse.

Der Treibhausgasausstoß sei 2019 um 54 Millionen Tonnen auf 805 Millionen Tonnen gesunken, teilten Ministerium und Umweltbundesamt mit – verwiesen aber auf Unsicherheiten, da noch Daten fehlten. Es war demnach der zweitgrößte Rückgang von einem Jahr auf das andere seit 1990. Stärker sanken die Emissionen nur im Jahr 2009, als die Wirtschaft unter den Folgen der Finanzkrise litt.

Rekordanteil erneuerbarer Energien

Hauptgründe für den Rückgang beim klimaschädlichen Kohlestrom war, dass der EU-weite CO2-Preis für die Energiewirtschaft gestiegen ist, sowie der relativ niedrige Gaspreis, aber auch der Ausbau von Windkraft und Solaranlagen in Deutschland. Erneuerbare Energien hatten laut UBA 2019 einen Rekordanteil von 42,1 Prozent am Strom, der Anteil am gesamten Energieverbrauch stieg auf 17,1 Prozent.

»Dieser Ausbau muss dringend weitergehen«, mahnte Schulze mit Blick auf den Koalitionsstreit über Abstandsregeln für Windräder. Im Verkehr und bei den Gebäuden seien zusätzliche Maßnahmen nötig. Zwar habe der Kampf gegen den Coronavirus »absolute Priorität«, sagte Schulze, aber: »Auch die Klimakrise bleibt wichtig, sie ist bedrohlich, sie geht nicht einfach weg, auch nicht in Corona-Zeiten.« Umweltverbände wie Greenpeace und BUND forderten ebenfalls mehr Ehrgeiz im Klimaschutz.

Konkret empfahl Umweltamt-Chef Messner etwa, die Sanierung und Dämmung von Häusern für mehr Klimaschutz komplett von der Steuer absetzbar zu machen und eine Elektroautoquote von 30 Prozent bis 2025 einzuführen. Auch das Dauerstreitthema Tempolimit auf Autobahnen brachte er erneut auf: Damit ließe sich »kostengünstig und sofort« CO2 einsparen. Auch Schulze will ein Tempolimit. Über die E-Auto-Quote sagte sie, das sei eine »sinnvolle weitere Maßnahme«.

Ein Sprecher von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) verwies darauf, dass beim Klimaschutz »gerade der Verkehrsbereich eine sehr komplexe Thematik« sei und vor »großen Herausforderungen« stehe. Es gelte, kontinuierlich daran zu arbeiten. Ein Sprecher von Bauminister Horst Seehofer (CSU) sagte, generell sei man sich dessen bewusst, dass im Gebäudebereich »riesige Potenziale« genutzt werden müssten. (dpa/rga)

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