News: Calcium macht den Unterschied
Doch nicht jede Empfängnis ruft freudige Erregung hervor: Rund die Hälfte der weltweit täglichen 400 000 Zeugungen ist nicht beabsichtigt. Solch ungewollten Vaterschaften können Europas Männer nur mit einer unsicheren Verhütungsmittelpalette begegnen – oder mit der "Pille" ihrer Partnerin. Gleichzeitig weist hierzulande das männliche Geschlecht eine immer höher werdende Unfruchtbarkeitsrate auf. Zwei gegensätzliche Probleme für die Männer, wie es scheint.
David Clapham und seine Kollegen vom Howard Hughes Medical Institute in Chevy Chase bieten mit der Entdeckung eines Proteins, dass den Calcium-Fluss in Spermien steuert, vielleicht eine Lösung für beide Fragen. Durch die Schwanzbewegung gelangen Spermien zur Eizelle, und die motorischen Proteine dieses Schwanzes werden durch Calcium-Ströme gesteuert. Das so genannte CatSper-Protein, den Schleusenwärter dieser Calcium-Ionenkanäle, haben die Forscher bei der Kartierung von codierenden Genen für Calcium-Kanäle entdeckt.
Die Wissenschaftler fanden das Protein ausschließlich in ausgereiftem Hodengewebe und auch dort nur in Spermienschwänzen. Bei Versuchen mit Mäusen ohne dessen codierendes Gen erwiesen sich die Männchen als unfruchtbar. Allerdings waren Clapham und Kollegen in der Lage, Mäuseeizellen, denen die schützende äußere Hülle (Zona pellucida) fehlte, mit solchen Spermien erfolgreich zu befruchten. "Das einzige, was diesen Spermien zu fehlen scheint, ist die Fähigkeit, die schützende äußere Eihülle zu durchdringen", erklärt Clapham. "Vielleicht gibt der von uns entdeckte Ionenkanal dem Spermienschwanz den letzten Schub bei diesem Durchbrechen".
Verhütungsmittel, die an der Blockierung dieses Kanals ansetzen, könnten gegenüber hormonellen Produkten große Vorteile haben. Gerade heutige Langzeitmedikamente wie die "Pille" für Frauen haben beachtliche Nebenwirkungen wie ein erhöhtes Krebs- oder Thromboserisiko. Durch Spermienunbeweglichkeit zeugungsunfähige Männer besitzen dagegen vielleicht blockierte Ionenkanäle, verursacht durch Mutationen des codierenden Gens. Durch Vergleich ihres Erbgutes mit dem von zeugungsfähigen Männern könnten grundsätzliche Erkenntnisse über Unfruchtbarkeit gewonnnen werden.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.