Röntgenastronomie: Chandra zeigt Hitze kollidierender Galaxien
Das Röntgenweltraumteleskop Chandra zeigt in einer neuen Aufnahme direkt die Auswirkungen einer galaktischen Kollision. Der 1999 gestartete NASA-Satellit nahm die als "Stephans Quintett" bekannte Gruppe von Galaxien ins Visier, von denen drei sich derzeit langsam durchdringen.
Speziell die 270 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernte Galaxie NGC 7318b bewegt sich mit rund drei Millionen Kilometern pro Stunde durch die äußeren Regionen ihrer beiden Nachbarn und verdichtet mit ihrer Schwerkraft das dort befindliche Gas sehr stark. Das durch diesen Prozess aufgeheizte Gas zeigte sich bereits 2006 auf einer Infrarotaufnahme des Weltraumteleskops Spitzer.
Neu ist nun, dass diese Region auch große Mengen Gammastrahlung aussendet. Dies deutet darauf hin, dass wie zu erwarten durch eine derartige Kompression auch die Sternentstehung stark angeregt wird. Es bilden sich zahlreiche Riesensterne mit kurzer Lebenszeit, deren anschließende Supernovae mit ihren Stoßwellen das Gas zum Leuchten anregen. Auch entstehen zahlreiche Schwarze Löcher und Neutronensterne, deren Akkretionsschreiben und Jets ebenfalls als starke Röntgenquellen in Erscheinung treten.
Édouard Stephan entdeckte im Jahr 1877 das nach ihm benannte Quintett. Es war die erste bekannte in Kollision befindliche Galaxiengruppe und zählt bis heute zu den interessantesten Objekten. Astronomen können hier genau verfolgen, wie sich aus mehreren kleineren Spiralgalaxien eine große elliptische Galaxie bildet, wie sie sich heute in großer Zahl im "alten" Universum finden.
Mehrere kleine Gasarme und ein im Röntgenbereich leuchtender Halo deuten drauf hin, dass NGC 7318a und NGC 7318b sich bereits mehrmals durchdrungen haben und schon bald endgültig miteinander verschmelzen werden. Ein derartiger röntgenheller Halo findet sich um viele elliptische Galaxien. Dies spricht dafür, dass Sternensysteme dieses Typs stets durch Zusammenstöße von kleineren Galaxien entstehen.
Ralf Strobel
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