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Chang'e-6: China birgt erstmals Proben der Mondrückseite

Die Probenkapsel der Mondsonde Chang'e-6 ist erfolgreich gelandet. Sie enthält einzigartiges Material: Die Rückseite des Mondes ist völlig anders als seine Vorderseite.
Foto der Mondsonde Chang'e-6
Der chinesische Mondlander Chang'e-6 auf der Mondoberfläche, fotografiert vom Minirover der Sonde.

Eine Kapsel des chinesischen Raumschiffs »Chang'e-6« ist mit Gesteinsproben von der Rückseite des Mondes zur Erde zurückgekehrt. Wie Livebilder des chinesischen Staatsfernsehens zeigten, landete die Kapsel am Dienstagmorgen um 8.07 Uhr deutscher Zeit in der Steppe der Inneren Mongolei.

Die rund zwei Kilo Gestein, die in der Inneren Mongolei zur Erde fielen, sind etwas Besonderes: Sie sind die ersten Proben von der erdabgewandten Seite des Mondes. In den 1950er und 1960er Jahren hatten Raumsonden gezeigt, dass die verkraterte Mondrückseite ganz anders aussieht als die uns vertraute, von dunklen Tiefebenen geprägte Vorderseite. Die Gesteine der beiden Seiten unterscheiden sich chemisch und in ihrer Entstehungsgeschichte stark. Warum die beiden Hälften des Mondes so unterschiedlich sind, ist bis heute unklar. Fachleute hoffen, dass die von Chang'e-6 gesammelten Gesteinsproben dazu beitragen, das Rätsel zu lösen.

Am 2. Juni war die Landefähre im Krater Apollo inmitten des Aitken-Beckens nahe dem Mondsüdpol gelandet und hatte das begehrte Geröll mit einer Schaufel und einem Bohrer in eine Probenkammer befördert. Basierend auf den geologischen Merkmalen der Landestelle gehen chinesische Forscher davon aus, dass die zurückgebrachten Proben aus 2,5 Milliarden Jahre altem Vulkangestein bestehen werden. Auch Spuren früherer Meteoriteneinschläge könnten in den Proben enthalten sein.

China hatte zuletzt im Dezember 2020 mit der baugleichen Sonde Chang'e-5 Gesteinsproben vom Mond zur Erde gebracht. Diese stammten jedoch, wie frühere Proben der USA und Sowjetunion, aus dem Oceanus Procellarum auf der Vorderseite des Mondes. Derartige Proben hat man schon seit den 1960er und 1970er Jahren. Der Verlauf der Mission von Chang'e-6 ist nur teilweise bekannt, da die chinesische Weltraumbehörde keine detaillierten Mitteilungen über den Status der Sonde veröffentlichte. Fachleute gehen jedoch davon aus, dass das Missionsprofil demjenigen von Chang'e-5 entsprach.

Demnach transportierte ein Rückkehrmodul die Proben am 3. Juni von der Mondoberfläche zum Servicemodul, das im Mondorbit geparkt war. Dort übertrug es die Proben in eine spezielle Wiedereintrittskapsel und fiel anschließend auf den Mond zurück. Am 21. Juni trat das Servicemodul in einen Transferorbit ein, der es zur Erde zurückführte. Dort setzte es die Wiedereintrittkapsel mit den Proben ab. Diese streifte zuerst die obersten Schichten der Lufthülle, um Energie zu verlieren, bevor es schließlich zur Erde hinabfiel.

Das Servicemodul selbst wird vermutlich nicht in die Atmosphäre eintreten, sondern weitere Testmanöver durchführen. Das war schon bei der Vorläufersonde Chang'e-5 der Fall, deren Servicemodul nach dem Absetzen der Probenkapsel noch einen der Lagrange-Punkte anflog und anschließend einen speziellen, sehr weiten Orbit um den Mond.

Mit der Rückkehr der Kapsel zur Erde schließt China bereits seine sechste Mondmission seit 2007 erfolgreich ab. Bereits vor Chang'e-5 hatte das Land 2019 mit Chang'e-4 erstmals einen Rover auf der Rückseite des Mondes gelandet, der dort das Terrain erkundete. Mondlandemissionen gelten als sehr schwierig. In jüngster Vergangenheit hatten mehrere Mondsonden aus Indien, Israel, Japan und Russland nicht wie geplant ihr Ziel erreicht.

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