Chang'e-6: Langanhaltender Vulkanismus auf der dunklen Seite des Mondes
Einst war auch der Mond vulkanisch aktiv: Davon zeugen entsprechende Gesteinsablagerungen auf unserem Trabanten, die unter anderem von den chinesischen Mondmissionen Chang'e-5 und -6 auf die Erde gebracht wurden. Die Chang'e-5-Mission etwa sammelte 1,7 Kilogramm loses vulkanisches Basaltmaterial aus einer riesigen Lavaebene namens Oceanus Procellarum im nördlichen Teil des Mondes ein. Und Chang'e-6 brachte entsprechende Proben von der Rückseite des Mondes mit. Eine Analyse dieser Gesteine durch ein Team um Qiu-Li Li von der Chinese Academy of Sciences in Peking zeigt, dass der Vulkanismus auf der erdabgewandten Seite des Mondes lange angedauert haben könnte.
Mit Hilfe der so genannten Blei-Blei-Datierung, bei der Blei-Isotope gemessen werden, um das Alter von Gesteinen zu bestimmen, analysierten die Autoren 108 Basaltfragmente. Sie fanden dabei heraus, dass eine Probe mit sehr hohen Aluminiumoxidgehalten etwa 4,2 Milliarden Jahre alt war. Die Mehrheit der anderen Basaltfragmente war hingegen deutlich jünger und wies ein einheitliches Entstehungsalter von etwa 2,8 Milliarden Jahren auf. Die Mondrückseite war also zu diesem Zeitpunkt offensichtlich besonders aktiv, bevor der Vulkanismus zumindest an dieser Stelle im riesigen und bis zu acht Kilometer tiefen Südpol-Aitken-Becken erlosch. Insgesamt könnten sich die Aktivitäten jedoch über 1,4 Milliarden Jahre erstreckt haben – was einen erstaunlich langen Zeitraum bedeuten würde.
Die Arbeitsgruppe erhofft sich aus der Analyse der verschiedenen Gesteinsproben Rückschlüsse, warum sich die beiden Mondseiten so deutlich voneinander abheben. Sie unterscheiden sich beispielsweise signifikant voneinander in der Topografie, bei der Dicke der oberen Gesteinskruste, in der Verteilung von Basalten und bei der Thoriumkonzentration in den Ablagerungen. Bei den analysierten Proben handelt es sich um einige der jüngsten wie ältesten bislang nachgewiesenen vulkanischen Gesteinen des Mondes. Das ältere Material weist verglichen mit den jüngeren Proben deutlich höhere Konzentrationen an Kalium, Phosphor und seltenen Erden auf; sie stammen also wohl aus unterschiedlichen Magmaquellen.
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