Plutomission: Charons erstaunliche Geschichte
Die NASA-Raumsonde New Horizons hat die bislang besten Bilder Charons zur Erde gesendet: Sie zeigen in hoher Auflösung Berge, Schluchten, sogar Erdrutsche, farbliche Differenzierungen – und keineswegs nur eine kraterbedeckte Oberfläche. Insbesondere fällt ein äquatoriales System von Brüchen und Canyons ins Auge, das sich vermutlich um den ganzen Mond erstreckt. "Das sieht aus, als sei die gesamte Kruste Charons aufgebrochen gewesen", sagt John Spencer vom Southwest Research Institute in Boulder, Colorado.
Die Oberflächen nördlich und südlich dieser Bruchzone sind sehr verschieden. Charon ist regelrecht zweigeteilt: Die Ebenen südlich des Canyons, die informell Vulcan Planum genannt werden, weisen weniger große Krater auf als die nördlichen Regionen. Vermutlich sind sie deutlich jünger. Die Glätte der Ebenen, die Rillen und schwachen Grate könnten Anzeichen für Kryovulkanismus sein, so Paul Schenk vom New-Horizons-Team des Lunar and Planetary Institute in Houston.
Pluto und sein größter Mond Charon sind ein im Sonnensystem einzigartiges Paar. Kein anderer Mond ist im Vergleich zu seinem Hauptkörper so groß wie Charon. Zudem sind beide in doppelt gebundener Rotation aneinander gebunden und weisen einander stets dieselben Seiten zu. Diese Tatsache lässt die aktuellen Bilder Charons in einem spannenden Licht erscheinen: Die Nordpolarregionen beider Himmelskörper haben nämlich eine ähnliche Rotfärbung. Eine Erklärung hierfür gibt es aktuell nicht.
Inzwischen hat die New Horizons Pluto und seine fünf Monde weit hinter sich gelassen. Der Datentransfer, der noch bis Ende 2016 dauern wird, lässt auf viele Überraschungen hoffen. Weil der Datenschatz auch weitere Charon-Bilder enthält, erwartet Hal Weaver von der Johns Hopkins University, dass die Geschichte des Mondes "noch erstaunlicher werden wird".
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