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Chemie-Nobelpreis 2024: So lief die Bekanntgabe des Chemie-Nobelpreises

Der Nobelpreis für Chemie geht an John Jumper und Demis Hassabis, die Entwickler der KI AlphaFold, sowie den Proteindesigner David Baker. Hier können Sie die Bekanntgabe nachschauen.
Nobelpreis-Medaille
Vom 7. bis zum 14. Oktober 2024 werden in diesem Jahr die begehrten Nobelpreise vergeben.

In Stockholm drehte sich am 9. Oktober alles um den Nobelpreis für Chemie: Um 11.45 Uhr verkündete die zuständige Jury, dass der Nobelpreis für Chemie an drei Personen geht, die die Verbindung zwischen Gen und Struktur von Proteinen entschlüsselten: John Jumper und Demis Hassabis, die Entwickler der KI AlphaFold, sowie den Proteindesigner David Baker. Hier können Sie sich die Bekanntgabe der diesjährigen Chemie-Nobelpreisträger und die Begründung der Jury noch einmal anschauen.

© Nobel Prize / Youtube
Verfolgen Sie die Bekanntgabe des Chemie-Nobelpreises im Livestream mit

Gestern bereits wurden die Träger des Physik-Nobelpreises bekannt gegeben: John Hopfield und Geoffrey Hinton erhalten die Auszeichnung dafür, dass sie die ersten Werkzeuge entwickelt haben, die heute die Grundlage für das maschinelle Lernen bilden. Am 7. Oktober erfuhr die Öffentlichkeit, dass die US-Amerikaner Victor Ambros und Gary Ruvkun den Nobelpreis für Medizin oder Physiologie erhalten. Sie haben die microRNA entdeckt, eine neue Klasse kleiner RNA-Moleküle, die eine wichtige Rolle in der Genregulation spielen.

Nach der heutigen Entscheidung sind noch drei Nobelpreise zu vergeben. Morgen ab 13.00 Uhr offenbart die Jury, wer den diesjährigen Nobelpreis für Literatur erhält. Am Freitag, den 11. Oktober, ist der Friedensnobelpreis an der Reihe, dessen Gewinner als Einzige von Oslo aus verkündet werden. Den Abschluss bildet der Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften am 14. Oktober. Die auch als Wirtschaftsnobelpreis bezeichnete Auszeichnung unterliegt ähnlichen Vergabekriterien wie die anderen Nobelpreise.

Manchmal werden Nobelpreisträgerinnen und -träger als Laureaten (auf Englisch: laureates) bezeichnet. Das leitet sich vom lateinischen Wort »laureatus« ab, was so viel bedeutet wie »mit einem Lorbeerzweig geschmückt«. Der griechische Gott Apollo wird häufig mit einem solchen Kranz auf dem Kopf dargestellt. Im antiken Griechenland wurden Lorbeerkränze als Zeichen der Ehre verliehen – sowohl an die Sieger von sportlichen als auch von poetischen Wettbewerben.

Zwischen dem 7. und dem 14. Oktober geben die Nobelkomitees die Preisträger des Jahres 2024 bekannt. Auf unserer Themenseite »Nobelpreise – die höchste Auszeichnung« erfahren Sie, wer einen der renommierten Preise erhalten hat. Dort können Sie außerdem das Wesentliche über die Laureaten und ihre Forschung nachlesen.

Ein Mensch, zwei Nobelpreise

Die erste Laureatin war die französische Physikerin und Chemikerin Marie Curie. Im Jahr 1903 erhielt sie für die Entdeckung der Radioaktivität gemeinsam mit ihrem Ehemann Pierre Curie sowie Henri Becquerel den Nobelpreis für Physik. Für die Identifizierung der Elemente Radium und Polonium bekam sie acht Jahre später außerdem den Nobelpreis für Chemie. Damit ist sie bislang die einzige Frau, die zwei Nobelpreise erhielt. Die einzigen Wissenschaftler, die zweimal den Nobelpreis im Fach Chemie bekamen, sind Frederick Sanger (1958 und 1980) und Barry Sharpless (2001 und 2022).

Insgesamt wurde der Preis für Chemie somit 116-mal vergeben. Unter den 197 Laureaten waren nur acht Frauen. Das liegt zum einen daran, dass der Beitrag von Forscherinnen nicht immer entsprechend anerkannt und gewürdigt wurde. Zum anderen werden Nobelpreise meist für Forschungsergebnisse vergeben, die schon Jahrzehnte zurückliegen. Früher waren Frauen in der Wissenschaft weniger aktiv als heute – sicherlich auch auf Grund mangelnder Gleichberechtigung. Dass sich hier inzwischen einiges getan hat, macht sich bereits bemerkbar. Drei der insgesamt acht Chemie-Nobelpreisträgerinnen wurden innerhalb der vergangenen 15 Jahre gekürt. 2020 teilten sich erstmals zwei Frauen den Preis: die Französin Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna aus den USA. Sie entdeckten die Genschere CRISPR-Cas9 – ein bahnbrechendes Werkzeug, das es erlaubt, DNA gezielt zu schneiden und zu verändern.

Revolutionäre Techniken

Im letzten Jahr ging der Nobelpreis für Chemie an Moungi Bawendi, Louis Brus und Alexei Ekimov. Die drei in den USA tätigen Wissenschaftler erforschten und synthetisierten erstmals Quantenpunkte – eine »fundamentale Entdeckung in der Nanotechnologie«, wie es bei der Verkündung hieß. Quantenpunkte kommen unter anderem in modernen Bildschirmen und Displays vor.

Für die diesjährige Auszeichnung kamen einige Gebiete in Frage. Der Chemiker Benjamin List hielt das Thema Proteinfaltung bereits vorab für einen heißen Kandidaten. Er ist Direktor am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim an der Ruhr. Für seine Arbeiten zur asymmetrischen Katalyse erhielt er gemeinsam mit dem britisch-US-amerikanischen Chemiker David MacMillan 2021 den Nobelpreis für Chemie. Die dreidimensionale Faltung von Proteinen vorherzusagen, die aus Hunderten bis vielen Tausenden von Aminosäuren bestehen können, galt lange als eines der größten und schwierigsten Probleme der Chemie und angrenzenden Disziplinen. Mit Hilfe künstlicher Intelligenz ist es inzwischen jedem möglich, die Struktur von Proteinen relativ präzise vorhersagen. »AlphaFold hat dieses fundamentale und umkämpfte, ja sogar als ein Heiliger Gral betrachtete Problem quasi im Alleingang gelöst«, sagt List. Nun werden die Entwickler dafür tatsächlich mit einem Nobelpreis bedacht.

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