Illegaler Tierhandel: China verbietet Wildtiere auf Tiermärkten
In China werden die Gesetze für den Handel mit Wildtieren drastisch verschärft, wie der chinesische Staatsender CGTN berichtet. Am Montag hat der Ständige Ausschuss des Nationalen Volkskongresses (NPCSC) den illegalen Kauf und Verkauf von Wildtieren verboten und ihren Verzehr unter strenge Bedingungen gestellt. Der NPCSC gilt als oberste juristische Entscheidungsinstanz und bestätigt die Gesetze der Volksrepublik. Die Entscheidung gilt als Reaktion auf den Ausbruch des Coronavirus, dessen Ursprung in einem Wildtiermarkt in Wuhan vermutet wird. Bereits im vergangenen Monat hatte die nationale Regierung den Handel mit Produkten aus Wildtieren, die in China üblicherweise für Lebensmittel, Pelze und in der traditionellen Medizin verwendet werden, vorübergehend ausgesetzt. Diese Notfallmaßnahme sollte nach dem Ausbruch aufgehoben werden, bleibt nun aber auf Dauer in Kraft.
Laut der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua soll mit der Entscheidung unter anderem die biologische und ökologische Sicherheit gewährleistet und größere Gefahren für die öffentliche Gesundheit wirksam verhindert werden. Unter staatlichen Schutz gestellt werden laut dem Beschluss der Verzehr von Wildtieren »von bedeutendem ökologischen, wissenschaftlichen und sozialen Wert«. Dies gelte ebenso für Tiere, die in Gefangenschaft gezüchtet oder aufgezogen werden, also auch die oft gehaltenen Sika-Hirsche. Daneben ist die Jagd, der Handel und der Transport von Wildtieren aus der freien Natur vollständig und unter strenger Strafe verboten. Zudem sollen Vorschriften erlassen werden, die den Umgang mit Wildtieren in der wissenschaftlichen Forschung und Medizin sowie in Zoos und Tierparks regeln: Hier werden strenge Untersuchungs-, Genehmigungs- und Quarantäneinspektionsverfahren eingerichtet.
#BREAKING#China's top legislature, the Standing Committee of the 13th National People's Congress (NPC), on Monday approved a draft decision on banning illegal wildlife trade, restricting the consumption of wild animals, health and safety. pic.twitter.com/9Cf2gkwaq4
— CGTN (@CGTNOfficial) February 24, 2020
Die Regierung möchte damit Maßnahmen ergreifen, um künftige Ausbrüche von Zoonosen einzudämmen, also Krankheiten, die von Tieren auf Menschen überspringen. Wildtiermärkte gelten als möglicher Ursprung des aktuellen Coronavirus und dem seines SARS-Verwandten, der 2002 den Ausbruch des schweren akuten Atemwegssyndroms verursacht hat. Der Verzehr von Wildfleisch könnte auch eine Quelle des Ebola-Virus in Afrika gewesen sein.
Bisher hatte das 1988 verabschiedete und 2016 überarbeitete Wildschutzgesetz die Jagd, das Töten, den Verkauf und den Kauf von etwa 1800 seltenen und gefährdeten Tieren verboten, wenn man keine Sondergenehmigung eingeholt hat, sagte der Naturschutzexperte Li Zhang von der Universität Peking gegenüber »Nature News«. Auf dieser Liste steht unter anderem das stark gewilderte Schuppentier, das zuletzt als mögliche, wenn auch unwahrscheinliche Quelle des neuen Coronavirus in Verdacht geraten war. Die Liste sei allerdings seit Jahrzehnten nicht aktualisiert worden, so Li, und dadurch sind einige vom Aussterben bedrohte Arten bis zur nun angekündigten Gesetzesänderung nicht geschützt gewesen.
Ein Verbot des Verzehrs von Wildfleisch könnte die chinesische Wirtschaft 50 Milliarden Yuan (gut 6,5 Milliarden Euro) kosten und eine Million Menschen arbeitslos machen, schätzt die gemeinnützige Society of Entrepreneurs and Ecology in Peking. Der Handel mit Wildtieren ist ein bedeutender Teil der Lebensgrundlage der Menschen in China, sagt auch Xu Ling, Direktor des chinesischen Büros von TRAFFIC in Peking, einem Überwachungsnetz für den Handel mit Wildtieren gegenüber »Nature News«. Zhao-Min Zhou, ein Forscher für Wildtierpolitik an der China West Normal University in Nanchong hatte zudem gewarnt, dass ein totales Verbot des Handels mit Wildtieren einen erheblichen Teil der chinesischen Bevölkerung kriminalisieren wird: Die Tiermärkte zu schließen, würde wahrscheinlich nur den Handel auf den Schwarzmarkt verlagern. Unbedingt nötig wären zudem strengere Inspektionen von Marktplätzen und Zuchtbetrieben, sagt Zhou.
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