Nur wenig wurde bisher von den Messdaten und Bildern bekannt, welche die chinesische Mondsonde Chang'e-2 in den Jahren 2010 und 2011 von der Mondoberfläche aufnahm. Anfang Februar 2012 veröffentlichte die Staatliche Behörde für Wissenschaft, Technology und Industrie für die nationale Verteidigung (SASTIND) nun globale Ansichten des Erdtrabanten, die aus mehr als 700 Bildern der Sonde zusammengesetzt wurden. Die Karte erreicht eine räumliche Auflösung von sieben Metern pro Bildpunkt und ist derzeit die beste globale Darstellung des Erdtrabanten. Zwar haben die Bilder der US-amerikanischen Raumsonde Lunar Reconnaissance Orbiter teilweise eine Auflösung von weniger als einem halben Meter pro Bildpunkt, aber ihre Bilder beschränken sich auf relativ kleine, ausgewählte Bereiche der Mondoberfläche.
Chang'e-2 ist bereits die zweite chinesische Raumsonde zum Erdtrabanten, die Vorgängersonde Chang'e-1 trat schon im Jahr 2007 in eine Umlaufbahn ein. Chang'e-2 kartierte den Mond im Zeitraum von Oktober 2010 bis Mai 2011, als sich die Sonde in einer stark elliptischen Umlaufbahn befand. Diese führte Chang'e-2 bis auf 15 Kilometer an die Mondoberfläche heran, um sich dann wieder von ihr auf bis zu 110 Kilometer zu entfernen. Bei ihren dichtesten Annäherungen erkundete die Sonde die Regenbogenbucht oder Sinus Iridum im Mare Imbrium auf der Mondvorderseite. Dabei gelangen ihr Detailansichten mit Auflösungen von bis zu anderthalb Metern pro Bildpunkt. Diese Region ist möglicherweise das Landegebiet der für 2013 geplanten Sonde Chang'e-3, die auf dem Erdtrabanten aufsetzen und einen Rover zur Erkundung der Oberfläche losschicken soll. Für das Jahr 2017 ist bisherigen Ankündigungen zufolge die Rückführung von Bodenproben zur Erde geplant. Alle diese unbemannten Flüge zum Mond dienen möglicherweise der Vorbereitung einer Landung chinesischer Astronauten im nächsten Jahrzehnt.
Chang'e-2 ist nach wie vor aktiv, befindet sich aber nicht mehr im Umlauf um den Mond. Mittels eines Schubmanövers ihres Antriebs wurde die Sonde im Juni 2011 auf eine Transferbahn zum Lagrange-Punkt L2 im Erde-Sonne-System gebracht, den sie im August 2011 erreichte. Sie befindet sich nun von der Sonne aus gesehen 1,5 Millionen Kilometer hinter der Erde – dort, wo auch das James-Webb-Space-Telescope stationiert werden soll. Der Flug zu L2 dient der Vorbereitung eigener chinesischer Raumsonden zu unseren Nachbarplaneten. Dabei üben die chinesischen Missionskontrolleure vor allem die Navigation und die Kommunikation bei einer solchen Unternehmung.
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben