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Gedächtnis: Chronische Schmerzen erhöhen Demenzrisiko

Mit der Zahl der Schmerzstellen am Körper steigt das Risiko für eine Gedächtnisstörung. Wie hängen Erinnerungsvermögen und Nervensystem zusammen?
Ein Mann hat Rückenschmerzen
Menschen mit multiplen Schmerzorten schneiden in Kognitionstests schlechter ab als die Kontrollgruppe.

Rund die Hälfte aller Patienten mit chronischen Schmerzen berichten von Leiden an mehreren Körperstellen. Mediziner sprechen von »multi-site chronic pain« (MCP). Mit der Anzahl der Schmerzorte steigt auch das Risiko für eine Demenz, berichtet ein Team um Yiheng Tu von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking in der Fachzeitschrift »PNAS«. Mögliche Ursache dafür seien Schäden im Hippocampus infolge des schmerzbedingten neuronalen Abbaus.

Die Forscherinnen und Forscher werteten Daten aus der UK Biobank-Langzeiterhebung aus. Die Fachleute nahmen 350 000 der Teilnehmer genauer unter die Lupe und bildeten drei Gruppen: Die Hälfte der Personen hatte gar keine dauerhaften Schmerzen und diente als Kontrolle, ein Viertel verzeichnete chronische Schmerzen an einer Körperstelle (»single-site-chronic pain«, SCP) und das andere Viertel litt an MCP. Zwölf Jahre nach der ersten Auswertung entwickelten 0,9 Prozent der Menschen in der Kontrollgruppe eine Demenz. Bei SCP-Patienten waren es 1,2 Prozent und bei Menschen mit chronischen Schmerzen an mehreren Körperstellen 1,6 Prozent. Mit jeder zusätzlichen Schmerzstelle stieg das Risiko für eine Gedächtnisstörung, auch als die Experten andere Risikofaktoren herausrechneten. Was aber haben chronische Schmerzen mit einem Verlust des Erinnerungsvermögens zu tun?

Schon bei der ersten Datenerfassung schnitten die Menschen mit multiplen Schmerzorten in sieben von elf Kognitionstests schlechter ab als die Kontrollgruppe, die SCP-Gruppe hingegen nur in zwei Tests. Bei den MCP-Patienten war zudem der Hippocampus kleiner als bei den anderen Gruppen, seine Größe nahm mit der Anzahl an Schmerzstellen ab. Die Hirnregion ist essenziell für die Gedächtnisbildung. »Multilokuläre chronische Schmerzen lassen den Hippocampus um bis zu acht Jahre schneller altern, was möglicherweise einer Reihe von kognitiven Belastungen zu Grunde liegt«, sagt Erstautor Yiheng Tu.

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