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News: Chronische Schmerzen nach einer Operation sind vermeidbar

Leiden Patienten vor einer Operation schon längere Zeit unter starken Schmerzen, senkt eine vorbeugende Schmerzbehandlung im Operationsgebiet vor dem Eingriff das Risiko einer Chronifizierung. Dies berichten Experten bei einem Satelliten-Symposium in Heidelberg im Vorfeld des 9. Welt- Schmerzkongresses in Wien.
Seit Jahren wogt ein Streit zwischen Experten: Kann eine vorbeugende – präventive – Analgesie vor operativen Eingriffen die Chronifizierung von Schmerzen nach der OP verhindern? "Aus Tierversuchen hatten wir Hinweise", so Oliver H.G. Wilder-Smith von der Universität Bern, "daß es so sein müßte". Die Ergebnisse klinischer Studien waren hingegen widersprüchlich. Manche Forscher konnten den schützenden Effekt einer solchen örtlichen Analgesie nachweisen, andere nicht. Darum haben Wilder-Smith und seine Kollegen den Einfluß von Operationen auf das Schmerzsystem untersucht. Dabei haben sie auch überprüft, ob eine örtliche Analgesie im Operationsgebiet vor oder während der Operation die Schmerzen nach einem Eingriff beeinflussen kann. "Jeder Eingriff aktiviert die körpereigene Schmerzhemmung", stellt Wilder-Smith fest. Bei Patienten, deren Schmerzen erst nach dem Eingriff gelindert werden, wird jedoch auch das schmerzerzeugende System durch den Eingriff aktiviert und sensibilisiert. Erhalten Patienten hingegen vor dem Eingriff eine präventive Analgesie, bleibt diese Aktivierung des Schmerzsystems aus. Allerdings beobachteten die Wissenschaftler bei den Patienten mit einer präventiven Analgesie die gleichen klinischen Anzeichen von Schmerz wie bei jenen, deren Schmerzen erst nach dem Eingriff behandelt wurden. "Aufgrund weiterer Untersuchungen vermuten wir", so Wilder-Smith, "daß der gesunde Organismus mit der Aktivierung des schmerzerzeugenden Systems bei einer Operation gut fertig wird und eine gute Schmerztherapie nach dem Eingriff ausreichend ist." Bei größeren Eingriffen gerät die Kapazität der körpereigenen Schmerzhemmung indes an ihre Grenze und wird vor allem dann überfordert, wenn die Patienten bereits vor der Operation längere Zeit unter Schmerzen gelitten haben.

Präventive Analgesie ist auch vor Amputationen sinnvoll. Dies ist beispielsweise bei Diabetikern der Fall, die aufgrund von Durchblutungsstörungen in ihren Füßen oft lange Zeit Schmerzen haben. Muß dann der Fuß amputiert werden, wird die körpereigene Schmerzhemmung durch die zusätzliche massive Anregung des schmerzerzeugenden Systems bei der OP überfordert. Dann ist das Risiko chronischer Schmerzen hoch. "Wir sind darum ziemlich sicher", so Wilder-Smith, "daß eine präventive Analgesie des Fußes vor einer Amputation den Patienten nutzt." Allerdings ist eine Analgesie 48 Stunden vor dem Eingriff nicht ausreichend. "Besser sind die Ergebnisse", sagt der Schweizer Forscher, "wenn die Behandlung etwa fünf Tage vor der Amputation beginnt." Dann besteht genügend Zeit, das schmerzerzeugende System ausreichend zu dämpfen.

Es ist naheliegend, vermuten die Wissenschaftler, daß derartige Zusammenhänge auch erklären könnten, warum sich die Beschwerden von Patienten mit Bandscheibenvorfällen nach einem Eingriff oft nicht bessern. Auch in solchen Fällen gehen der Operation zumeist lange Schmerzphasen voraus. "Allerdings gibt es dazu bislang noch keine klinischen Studien", räumt Wilder-Smith ein.

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