Kindergesundheit: Fast jeder dritte Schüler hat chronische Schmerzen
Fast jeder dritte Schüler und Jugendliche in Deutschland leidet womöglich unter chronischen Schmerzen. Das legt eine Umfrage unter Kindern und Jugendlichen nahe. Mehr als 30 Prozent der Befragten haben von regelmäßig wiederkehrenden Beschwerden berichtet, rund acht Prozent sogar von häufiger auftretendem starkem Schmerz, schreiben die Forscher um Anna Könning vom Deutschen Kinderschmerzzentrum im Fachmagazin »The Clinical Journal of Pain«.
Bislang hätten Teams nur unzureichend untersucht, wie häufig chronische Schmerzen in der Altersklasse sind, sagen die Autoren. Dabei stehe fest, dass Schmerzen nicht nur die Lebensqualität von jungen Menschen beeinträchtigt, sondern auch ihre sozialen Kontakte. Zudem hängen das sozioökonomische Umfeld, die Schulnoten und die emotionale Stabilität eng damit zusammen. Alle diese Faktoren haben die Forscher bei ihrer Querschnittstudie erfasst, bei der sie per Fragebogen Daten von 2220 10- bis 18-Jährigen aus Nordrhein-Westfalen sammelten.
Die Teilnehmer aus Gesamt- und Realschulen sowie Gymnasien gaben Auskunft über den sozioökonomischen Status ihrer Familie und konnten mit Hilfe einer Körperkarte und einer Zehn-Punkte-Skala angeben, ob und an welcher Stelle des Körpers sie wann und wie oft in den vorausgegangenen drei Monaten Schmerzen empfunden hatten. Die Forscher bewerteten die Stärke der Beschwerden bei ihrer Auswertung anhand des Chronic Pain Grading (CPG) auf einer Skala von 0 bis 4. Als »chronisch« stuften sie Schmerzen ein, wenn sie mindestens einmal die Woche über drei Monate hinweg aufgetreten waren. Die Auswertung zeigt, dass 69 Prozent der Befragten keine Schmerzen hatten, mehr als acht Prozent aber sogar von starkem oder sehr starkem chronischem Schmerz berichteten.
Besonders häufig genannt: regelmäßige Kopfschmerzen, was frühere Untersuchungen des Forscherteams bestätigt. Dies betraf etwa ein Drittel der Schüler mit chronischen Schmerzen, etwas mehr als ein Drittel hatte Schmerzen an mehreren Stellen, und die übrigen hatten abdominelle oder muskuloskelettale Beschwerden.
Kinder und Jugendliche mit ausgeprägtem Schmerz hatten zudem öfter Anzeichen für Depressionen und Angststörungen sowie Schlaflosigkeit. Der Auswertung zufolge sind Mädchen deutlich häufiger mit stärkeren Schmerzen konfrontiert wie auch Personen aus sozioökonomisch schlechter gestelltem Umfeld insgesamt.
Es ist bekannt, dass sich psychische Faktoren und die Lebensumstände auf das Schmerzempfinden auswirken. Ärztinnen und Ärzte sollten wirksame Therapien daher auch bei jungen Betroffenen auf Verhaltensmuster abstimmen, betonen die Forscher um Könning.
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