Chronotypen: Anorexie trifft eher Morgenmenschen
Genetische »Lerchen« scheinen eher von Magersucht betroffen zu sein als »Eulen«. Das ergab eine kombinierte genetische und psychiatrische Analyse eines Teams um Hannah Wilcox von der Harvard Medical School.
In die Untersuchung flossen die Daten von rund 120 000 Personen ein. Unter den Trägern von Erbgutvarianten, die bekanntermaßen das Risiko für Anorexie erhöhen, fanden sich überdurchschnittlich viele Frühaufsteher. Wer umgekehrt auf Grund des genetischen Profils zu den frühen Chronotypen gehörte, hatte zugleich ein erhöhtes Risiko, bereits einmal an Anorexie erkrankt gewesen zu sein. Auch einen Zusammenhang zwischen Magersucht und dem Auftreten von Insomnien ergab die Analyse, nicht aber zu anderen Schlafstörungen.
Die Anorexie nehme damit eine Sonderstellung ein, erklären die Fachleute. Denn viele andere psychische Störungen gehen eher mit einem späten Chronotyp einher: So treffen etwa Depression und Schizophrenie, aber auch Essstörungen wie die Bulimie und die Binge-Eating-Störung eher Spätaufsteher.
Das spreche dafür, dass man beispielsweise eine Lichttherapie bei Anorexiepatienten eher in die Abendstunden verlagern müsste, statt sie wie sonst üblich morgens anzubieten, kommentieren die Forscher ihr Ergebnis. Auch Interventionen zum Verschieben des Schlafrhythmus könnten eine neuartige Therapieoption darstellen.
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