Syrien: Cleveres Wassermanagement machte Palmyra zur Wüstenmetropole
Vor 2000 Jahren war Palmyra die Heimat von rund 100 000 Menschen. Doch die antike Stadt lag inmitten der syrischen Wüste, einer regenarmen Gegend mit trockenen Böden. Dass die Bewohner dennoch über genügend Wasser verfügten, fand jüngst eine Gruppe norwegischer und syrischer Forscher heraus: Ein effektives Kanalsystem mit Speicherbecken versorgte die einstige Metropole und ermöglichte es, die Äcker im Umland zu bewässern.
Das Team um den Archäologen Jørgen Christian Meyer von der Universität Bergen erforscht seit fünf Jahren das nördliche Hinterland Palmyras. Auf Satellitenbildern gelang es den Wissenschaftlern mehrere antike Dörfer und deren Bewässerungssysteme zu lokalisieren – auf einer Fläche viermal so groß wie das Bundesland Berlin. Anschließend legten sie die georteten Reste von Dämmen und Zisternen frei, die in römischer Zeit erbaut worden waren.
Heute wie damals verhindern Graswurzeln, dass während der seltenen Regenfälle Wasser in den Boden sickert. Es bilden sich kurzfristig Bäche, so genannte Wadis. Damit allerdings kein fruchtbarer Boden fortgeschwemmt wurde, regulierten die Palmyrener die Wadis mit Mauern. Zudem leiteten sie das Regenwasser in ober- und unterirdische Sammelbecken um. So ließen sich auch während Trockenperioden die Felder bewässern und Getreide anbauen.
Neben den Funden antiker Bewässerungssysteme untermauern auch schriftliche Quellen die Ergebnisse der Forscher. Dass sich die Stadt aus ihrem direkten Umland versorgte – und nicht etwa durch Transporte aus fruchtbareren Gegenden –, belegen Zoll- und Steuerlisten. Die Bauern aus den vorgelagerten Dörfern mussten im Gegensatz zu fremden Händlern, keine Einfuhrzölle auf Nahrungsmittel zahlen. "Das zeigt, dass die Dörfer fest in die Wirtschaft Palmyras integriert waren und nicht nur als saisonale Zentren für wandernde Viehhirten dienten", folgert Meyer und ergänzt: "Palmyra brauchte gesicherte Nahrungsquellen auf eigenem Gebiet."
Die Lage der Stadt an einer Haupthandelsroute zwischen dem Partherreich im Osten und dem Römischen Reich im Westen begünstigte den wirtschaftlichen Aufstieg der Wüstenoase. Erst gegen Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr. – nach einer Zerstörung durch die Römer – verlor Palmyra allmählich an Bedeutung.
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