Wissenschaftsgeschichte: Coriolis-Kraft lange vor Coriolis
Als Giovanni Riccioli im Jahr 1651 versuchte, das heliozentrische Weltbild von Nikolaus Kopernikus zu widerlegen, beschrieb der jesuitische Astronom offenbar unwissentlich die Coriolis-Kraft – 184 Jahre vor ihrer mathematischen Erklärung. Zu diesem Schluss kommt der Physiker Christopher Graney, der Auszüge aus Ricciolis Schrift Almagestum novum analysierte. Er vereinfachte für heutige Leser umständliche Formulierungen des lateinischen Originals, um den deduktiven Charakter der Argumentation hervorzuheben.
Riccioli ahnte nicht, dass diese Kraft einfach zu schwach ist, um mit den begrenzten Methoden seiner Zeit gemessen zu werden. Erst im späten 18. Jahrhundert gelang es italienischen und deutschen Forschern, den Effekt experimentell nachzuweisen, bevor ihn Gaspard Gustave de Coriolis 1835 auch mathematisch beschrieb.
Giovanni Battista Riccioli (1598-1671) war Anhänger des tychonischen Weltmodells, bei dem zwar die Erde im Mittelpunkt steht, die Sonne jedoch von den Planeten umkreist wird. Die Eigendrehung der Erde versuchte er ebenso zu widerlegen wie ihre Rotation um die Sonne, was die Lehrmeinung der Kirche stützte. Den Vertretern des heliozentrischen Weltbilds zollte er dennoch seinen Respekt: In seinem "Neuen Almagest" veröffentlichte er auch einen Mondatlas, in dem er Krater nach Kopernikus, Galileo und Kepler benannte. (ku)
Würde sich die Erde tatsächlich um ihre Achse drehen, müsste sich der Erdboden abhängig vom Breitengrad unterschiedlich schnell bewegen, schrieb Riccioli. Eine vom Äquator nach Norden oder Süden abgefeuerte Kanonenkugel müsste also jeweils nach Osten oder Westen abgelenkt werden. Dieser Effekt sei aber in der Realität nicht zu beobachten: Die besten Kanonenschützen würden ihr Ziel punktgenau treffen. Somit könne sich die Erde unmöglich um ihre eigene Achse drehen.
Riccioli ahnte nicht, dass diese Kraft einfach zu schwach ist, um mit den begrenzten Methoden seiner Zeit gemessen zu werden. Erst im späten 18. Jahrhundert gelang es italienischen und deutschen Forschern, den Effekt experimentell nachzuweisen, bevor ihn Gaspard Gustave de Coriolis 1835 auch mathematisch beschrieb.
Giovanni Battista Riccioli (1598-1671) war Anhänger des tychonischen Weltmodells, bei dem zwar die Erde im Mittelpunkt steht, die Sonne jedoch von den Planeten umkreist wird. Die Eigendrehung der Erde versuchte er ebenso zu widerlegen wie ihre Rotation um die Sonne, was die Lehrmeinung der Kirche stützte. Den Vertretern des heliozentrischen Weltbilds zollte er dennoch seinen Respekt: In seinem "Neuen Almagest" veröffentlichte er auch einen Mondatlas, in dem er Krater nach Kopernikus, Galileo und Kepler benannte. (ku)
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