Covid-19: Wie viele Geimpfte liegen im Krankenhaus?
Der Anteil der Geimpften im Krankenhaus ist seit dem Sommer deutlich gestiegen. Laut Angaben des Robert Koch-Instituts waren im Oktober – Kalenderwoche 40 bis 43 – rund 21 Prozent der hospitalisierten Erwachsenen unter 60 und 45 Prozent ab 60 Jahre geimpft. Im August waren es noch 6 beziehungsweise 18 Prozent.
Zwar waren im Oktober in beiden Altersgruppen auch mehr Menschen vollständig geimpft als im August. Die Impfquote ist in beiden Altersgruppen allerdings nicht so stark gestiegen wie der Anteil der Geimpften im Krankenhaus. Darin spiegelt sich der nachlassende Impfschutz, der auch in anderen Ländern bereits beobachtet wurde. Weil der Anteil der geimpften Covid-19-Patientinnen und -Patienten in den Krankenhäusern steigen, zweifeln manche an der Wirkung einer Corona-Impfung. Doch weiterhin ist der Anteil der Geimpften auf den Stationen kleiner als ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung. Wären weniger Menschen geimpft, müssten sich noch deutlich mehr im Krankenhaus behandeln lassen.
Das RKI schätzt die Impfeffektivität bei Erwachsenen im Oktober auf rund 73 Prozent, bezogen darauf, wie viele registrierte Infektionen die Impfungen verhindern können. Die Methode berücksichtigt verschiedene Störfaktoren. Dennoch sei nicht auszuschließen, dass zum Beispiel ein unterschiedliches Testverhalten von Geimpften und Ungeimpften zu Verzerrungen führt, schreibt das RKI Anfang November in seinem Wochenbericht. Kleine Fallzahlen sind außerdem besonders anfällig für zufällige Schwankungen.
Seit Impfstart sind rund 1200 Geimpfte ab 60 Jahre mit Covid-Diagnose gestorben. Dazu kommen 18 verstorbene Geimpfte unter 60 Jahre (darunter keine Kinder). Das Sterberisiko liegt bei den coronainfizierten Älteren auch nach einer Impfung höher als bei den jüngeren Erwachsenen, weil ihr Immunsystem in der Regel schwächer ist – die meisten Verstorbenen haben überdies mehrere Vorerkrankungen. Außerdem liegt bei vielen Älteren die zweite Impfung länger zurück; der Schutz hat bei ihnen oft schon stärker nachgelassen – gute Gründe dafür, dass die Booster-Impfung für Ältere Priorität hat.
»Wir müssen beginnen, eine vollständige Impfung als eine Impfung mit drei Dosen zu betrachten«Christian Drosten, Leiter der Virologie an der Berliner Charité
Das größte Risiko tragen aber weiterhin die Ungeimpften, darunter besonders die Älteren. »Wir haben 15 Millionen Leute, die eigentlich hätten geimpft sein können und die geimpft sein müssten«, sagte Christian Drosten, Leiter der Virologie an der Berliner Charité, am Dienstag im Podcast »Coronavirus Update« von NDR Info. Sofern es dabei bleibe, müsse sich Deutschland auf weitere 100 000 Tote vorbereiten – und das sei eine konservative Schätzung, warnt er. Bereits jetzt zählt das RKI fast 100 000 Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Corona-Infektion gestorben sind.
Doch nicht nur die Ungeimpften tragen zum Infektionsgeschehen bei. Auch Geimpfte können sich anstecken, und sie können selbst andere anstecken. Das hat verschiedene Gründe: Die Impfungen schützen mehr vor einem schweren Verlauf als vor der Infektion selbst, und die Betroffenen ahnen womöglich nichts von ihrem Impfdurchbruch, obwohl sie bereits ansteckend sind: Die meisten Übertragungen finden vor Krankheitsbeginn statt.. Dazu kommt, dass gerade der Schutz vor Ansteckung und Verbreitung des Virus schnell nachlässt. »Wir sehen ja, dass der Impfschutz schon nach drei, vier, fünf Monaten, und nicht erst plötzlich nach sechs Monaten verschwunden ist«, erklärt Drosten. »Wir müssen beginnen, eine vollständige Impfung als eine Impfung mit drei Dosen zu betrachten.«
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