Seuchenschutz: Coronavirus taucht im Abwasser auf
Eine Frühwarnung vor Coronavirus-Ausbrüchen in einzelnen Gebieten könnte aus Kläranlagen kommen. Das jedenfalls schlägt eine niederländische Arbeitsgruppe vom KWR Water Research Institute in Nieuwegein anhand ihrer Analysenergebnisse vor. Wie das Team um Gertjan Medema in einer noch ungeprüften Vorabveröffentlichung berichtet, tauchten Erbgutfragmente von Sars-CoV-2 in den Kläranlagen von fünf Städten und dem Flughafen Amsterdam Schiphol auf. In einer Stadt stellte die Arbeitsgruppe die Virus-RNA fest, bevor dort bekannte Fälle auftraten. Das zeige, dass der Virusnachweis im Abwasser als Frühwarnsystem für zukünftige Ausbrüche dienen könne, schreibt sie. Außerdem lasse sich über die Kläranlage möglicherweise der Verlauf von Epidemien unabhängig von klinischen Daten verfolgen.
Die Idee ist keineswegs abwegig, denn Infizierte scheiden in ihren Fäkalien Virusmaterial aus. In den USA und in anderen Ländern laufen ebenfalls Projekte, die Verbreitung des Virus und der Krankheit Covid-19 über die Kläranlagen zu verfolgen – eine bewährte Strategie auch bei anderen Krankheitserregern. Das Team um Medema untersuchte das Abwasser der sechs Klärwerke zu drei Zeitpunkten: Zuerst um den 6. Februar herum, als es noch keine Fälle im Land gab, danach am 4. und 5. März, als wenige dutzend Infizierte bekannt waren und die Zahlen stark stiegen, und noch einmal zehn Tage später. Bei der ersten Messung sei erwartungsgemäß keine Virus-RNA aufgetaucht, am 5. März dagegen verzeichneten bereits fünf der Messstellen Treffer, darunter jene in Amersfoort, wo bis dahin kein Erkrankungsfall bekannt war.
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