Covid-19: Frühere Omikron-Infektion schützt auch vor BA.4 und BA.5
Die Subvarianten Omikron BA.4 und BA.5 von Sars-CoV-2 sind besser darin, die Immunabwehr des Menschen zu umgehen, als alle ihre Vorgänger. Jüngste Forschungsergebnisse zeigen jedoch, dass eine frühere Infektion mit einer anderen Variante (wie Alpha, Beta oder Delta) dennoch einen gewissen Schutz vor einer erneuten Infektion mit BA.4 oder BA.5 bietet. Noch besser schützt eine frühere Infektion mit Omikron vor der erneuten Ansteckung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, in der Forscherinnen und Forscher alle Covid-19-Fälle in Katar untersuchten, die seit Beginn der BA.4- und BA.5-Infektionswelle aufgetreten sind.
Die Arbeit, die am 12. Juli 2022 auf dem Preprint-Server »medRxiv« veröffentlicht und noch nicht von Fachkollegen geprüft wurde, ist Teil einer umfassenderen Forschung darüber, »wie verschiedene Immunitäten miteinander kombiniert werden«, sagt Studienmitautor Laith Abu-Raddad, Epidemiologe am Weill Cornell Medical College in Katar. Jeder Mensch habe eine andere Immunitätsgeschichte, abhängig davon, wann und womit er gegen Covid-19 geimpft worden sei und ob er sich im Lauf der Pandemie mit der Krankheit angesteckt habe. »Unterschiedliche Vorgeschichten verleihen den Menschen eine unterschiedliche Immunität gegen eine Infektion«, sagt Abu-Raddad. Zu wissen, wie diese verschiedenen Immunreaktionen in einer Person zusammenwirken, werde »sehr wichtig für die Zukunft der Pandemie sein«.
Um herauszufinden, inwieweit eine frühere Infektion vor den beiden Omikron-Subvarianten schützt, analysierten Abu-Raddad und Kollegen Covid-19-Fälle, die in Katar zwischen dem 7. Mai 2022 – als BA.4 und BA.5 erstmals ins Land kamen – und dem 4. Juli 2022 aufgezeichnet worden waren. Dabei entdeckte das Team, dass eine Infektion mit einer Prä-Omikron-Variante eine Reinfektion mit BA.4 oder BA.5 mit einer Wirksamkeit von 28,3 Prozent und eine symptomatische Reinfektion mit einer der beiden Subvarianten mit einer Wirksamkeit von 15,1 Prozent verhinderte. Eine vorherige Infektion mit Omikron gewährte einen stärkeren Schutz: Sie schützte 79,7 Prozent der Probanden vor einer Reinfektion mit BA.4 und BA.5 und zu 76,1 Prozent der Teilnehmer vor einem symptomatischen Verlauf.
Die Zeit zwischen Erst- und Zweitinfektion spielt ebenfalls eine Rolle
»Die Studie ist gut«, sagt der Virologe Kei Sato von der Universität Tokio. Er weist jedoch darauf hin, dass die Länge des Zeitraums zwischen der ersten und der zweiten Infektion die Ergebnisse beeinflusst haben könnte. Frühere Varianten sind schon länger bekannt als Omikron, das erst Ende 2021 auftauchte. Außerdem haben mehrere Studien gezeigt, darunter eine Studie desselben Teams in Katar, dass die natürliche Immunität gegen Sars-CoV-2 mit der Zeit nachlässt.
Alex Sigal, Virologe am Africa Health Research Institute in Durban, Südafrika, stimmt dem zu: »Die Zeit, die seit der ursprünglichen Infektion vergangen ist, ist bei Omikron viel kürzer, so dass der Vergleich nicht wirklich fair ist.« Zudem ginge der Impfstatus der Teilnehmer nicht aus den Ergebnissen hervor, ebenso wenig wie Informationen darüber, ob die Primärinfektionen vor oder nach der Impfung stattfanden, was ein wichtiger Aspekt sein könnte.
Abu-Raddad sagt, der Zweck der Studie sei es gewesen, zu untersuchen, wer derzeit am anfälligsten für Reinfektionen ist. Das Team führte eine Sensitivitätsanalyse durch, um den Impfstatus zu berücksichtigen. Die Ergebnisse dieser Analyse stimmten mit den allgemeinen Schlussfolgerungen überein.
»Die Immunität, die man durch eine Omikron-Infektionen erhält, schützt bis zu einem gewissen Grad auch vor anderen Omikron-Unterlinien«, sagt Sigal. Covid sei jedoch überall, warnt Sato. »Es kann leicht wieder neue Varianten hervorbringen.«
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