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Covid-Impfungen: STIKO veröffentlicht Impfempfehlungen für 2023

Auffrischungen für Risikogruppen, Grundimmunität für fast alle anderen: Die Ständige Impfkommission plant, die Impfungen gegen Covid-19 in die Standardempfehlungen aufzunehmen.
Geimpfte Person streckt der Kamera den Impfpass entgegen.
Die Impfungen gegen Covid-19 sollen, ähnlich wie die Grippeimpfung, zur jährlichen Routine werden – insbesondere für Menschen mit Risikofaktoren.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat ihre Empfehlungen für die Impfungen gegen Covid-19 im Rahmen des Impfplans für das Jahr 2023 vorgelegt. Der Entwurf soll anders als die bisherigen Aktualisierungen in die jährlichen allgemeinen Impfempfehlungen der Kommission einfließen. Demnach sei für gesunde Menschen ab 18 Jahren eine Grundimmunisierung mit drei Antigenkontakten ausreichend – also beispielsweise zwei Impfungen und eine Infektion. Demnach ist ein Großteil der Menschen in Deutschland bereits ausreichend geschützt. Ungeimpften empfiehlt die STIKO weiterhin, sich den Impfschutz zu besorgen.

Menschen ab 60 Jahren und solche mit besonderen Risikofaktoren sollen zusätzlich dazu eine regelmäßige Auffrischungsimpfung mit einem bivalenten Impfstoff erhalten, der sowohl gegen den Wildtyp als auch gegen die Omikron-Variante schützt. Unklar ist bisher, ob dies auch langfristig jährlich stattfinden soll wie die Grippeimpfung. Diese Empfehlung soll auch für Menschen in Alten- oder Pflegeheimen gelten sowie für das Personal solcher Einrichtungen und des Gesundheitswesens. Schwangere dagegen fallen aus Sicht der STIKO in die Personengruppe, für die keine gesonderte Auffrischung empfohlen wird. Allerdings verweist STIKO-Mitglied und Kinderarzt Martin Terhardt gegenüber dem Science Media Center (SMC) darauf, dass eine Auffrischung der Impfung in der Schwangerschaft empfehlenswert sei und dem Neugeborenen einen Nestschutz für die ersten drei bis sechs Monate vermittle.

Für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre empfiehlt die STIKO anders als bisher keine regelmäßige Impfung gegen Covid-19 mehr. Die Kommission betont aber, dass es kein erhöhtes Risiko durch die Impfung gebe und diese Altersgruppe deswegen problemlos geimpft werden könne. Die Empfehlung der STIKO durchläuft jetzt das vorgeschriebene Stellungnahmeverfahren, in dem Bundesländer und Fachgesellschaften den Entwurf prüfen.

Dabei sind einige Fragen noch strittig, insbesondere, wie oft die Auffrischungsimpfungen zukünftig stattfinden sollen und welcher Impfstoff eingesetzt wird. Möglich ist, dass sie ganz analog zur Grippeimpfung jährlich empfohlen wird; die STIKO hält sich jedoch die Möglichkeit offen, diesen Zeitraum zu vergrößern. »Das Influenzavirus ist wesentlich variabler als Sars-CoV-2«, sagt STIKO-Mitglied Christian Bogdan vom Universitätsklinikum Erlangen gegenüber dem SMC. »Es kann durchaus sein, dass wir in Zukunft von 24 oder 36 Monaten reden.«

Hinter der Impfempfehlung steht die Überlegung, dass die Impfungen vor allem schwere Verläufe effektiv verhindern, die zu einer stationären Aufnahme ins Krankenhaus oder gar auf die Intensivstation führen. »Die zugelassenen Impfstoffe lösen keine sehr starke Immunität aus, die geeignet wäre, Infektionen im Nasen- und Rachenraum zu verhindern«, erklärt Bogdan. Daraus ergebe sich die Situation, »dass Menschen, die ein sehr, sehr geringes Risiko haben, schwer zu erkranken, nicht in die Kategorie fallen, die man regelmäßig impfen sollte.« Er verweist darauf, dass im Frühjahr 2023 Covid-19 nicht den überwiegenden Teil der Krankheitslast durch Atemwegsinfektionen ausgelöst habe, sondern auch andere Viren wie Influenza eine große Rolle für Arbeitsausfälle spielten.

Die Empfehlungen basieren auf einer Kosten-Nutzen-Rechnung primär im Hinblick auf schwere Erkrankungen. Hinzu kommt, dass die Impfung anhaltende Folgen wie Long Covid und Post Covid zwar reduziert, aber nicht sicher verhindern kann. Eine untergeordnete Rolle bei der Entscheidung habe die Diskussion um schwere Impfnebenwirkungen gespielt, erklärt Bogdan. Die STIKO habe drei Aspekte berücksichtigt: »Was ist epidemiologisch notwendig? Was ist immunologisch notwendig? Und wie sieht es aus mit Wirksamkeit und Sicherheit der Impfstoffe? Und insgesamt kann man die Impfstoffe wirklich als sehr sicher bezeichnen.«

Die STIKO betont deswegen, dass eine fehlende Empfehlung für eine bestimmte Gruppe nicht bedeute, dass man von der Impfung abrate. Sofern der Wunsch bestehe, könnten sich alle impfen und den Schutz auffrischen lassen, auch Kinder und Jugendliche. Die Entscheidung der STIKO gebe lediglich wieder, dass aus derzeitiger Sicht der Nutzen verglichen mit den geringen, aber möglichen Risiken keine allgemeine Impfempfehlung für Menschen unter 18 Jahren rechtfertige. »Auch extrem seltene Nebenwirkungen führen dazu, dass wir uns überlegen müssen, in welcher Relation sie zum Nutzen stehen, der durch die Impfung erzielt wird«, erklärt Bogdan. »Und der Nutzen der Impfung ist massiv altersabhängig, das ist unstrittig.« Unklar ist bisher auch, ob Personen, für die die Impfung nicht ausdrücklich empfohlen wird, diese dann selbst bezahlen müssen oder ob die Krankenkasse das übernimmt. Darüber entscheidet der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) der Selbstverwaltungsorganisationen im Gesundheitssystem.

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