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Covid-19: Leichtere Verläufe dank Grippeimpfung

Indizien deuten darauf hin, dass gegen Grippe Geimpfte seltener Covid-19 kriegen. Und es verläuft bei ihnen wohl auch milder, zeigt jetzt eine Studie. Der Grund ist unklar.
Älterer Herr mit Vollbart bekommt eine Injektion in den Arm. Das Foto ist vermutlich auch nicht echt, aber hier ist immerhin Flüssigkeit in der Spritze. Das ist nicht bei allen Impfbildern so.

Immer wieder stoßen Fachleute während der Pandemie auf einen ungewöhnlichen Zusammenhang: Wer gegen Grippe geimpft ist, scheint sich auch seltener mit Sars-CoV-2 anzustecken. Ein Team um die Ärztin Anna Conlon von der University of Michigan bestätigt diesen Befund nun an einer Analyse von 27 000 Patientinnen und Patienten. Im »American Journal of Infection Control« berichtet die Arbeitsgruppe außerdem, dass die Geimpften bei einer Infektion seltener ins Krankenhaus müssen, dort seltener beatmet werden und schneller aus der Klinik wieder herauskommen. Wohlgemerkt: Es geht um die Impfung gegen Grippe, nicht gegen Covid-19.

Die Arbeitsgruppe fand in der Datenbank des Gesundheitssystems des US-Bundesstaats Michigan 27 000 bis zum 15. Juli 2020 auf Sars-CoV-2 getestete Personen. 13 000 hatten in den 12 Monaten zuvor den Grippeimpfstoff erhalten, und unter diesen hatten sich nur 4,0 Prozent mit dem Coronavirus infiziert, in der nicht gegen Grippe geimpften Gruppe waren es 4,9 Prozent. Außerdem kamen diese bei einer Infektion ein Drittel häufiger ins Krankenhaus, blieben im Mittel länger dort und mussten in dem Fall auch etwa doppelt so oft beatmet werden wie die gegen Grippe geimpfte Gruppe, berichtet das Team um Conlon. Das ist umso bemerkenswerter, als die Geimpften tendenziell häufiger zu einer Risikogruppe gehörten – und damit eigentlich schwerere Verläufe haben sollten. Auch die Sterblichkeit wertete das Team aus, doch dort ist der Unterschied zwischen den Gruppen nicht statistisch signifikant.

Obwohl das Phänomen inzwischen mehrfach beschrieben wurde, rätseln Fachleute nach wie vor über die Gründe. Möglich ist, dass soziale und wirtschaftliche Unterschiede eine Rolle spielen; der Effekt wurde aber auch in Situationen nachgewiesen, in denen das unwahrscheinlich ist. Deswegen vermuten manche Fachleute, dass die Impfung neben der erlernten Immunantwort auf das Grippevirus auch das angeborene Immunsystem in einen aktivierten Zustand versetzt, der es dann Sars-CoV-2 schwieriger macht. Der Schutz durch diesen als »trainierte Immunantwort« bezeichneten Effekt tritt mutmaßlich auch bei anderen Impfungen auf. Er ist bei der Grippeimpfung aber leichter nachzuweisen als bei anderen Impfungen, weil sie jährlich erneuert wird und die trainierte Immunität vermutlich nach einer Weile nachlässt.

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