Covid-19: Potenzielle Risikofaktoren für Long Covid ausgemacht
10 bis 30 Prozent aller nachweislich mit Sars-CoV-2 Infizierten entwickeln Langzeitbeschwerden, die über Wochen, Monate oder Jahre andauern können, etwa Erschöpfung, Kurzatmigkeit oder Konzentrationsschwierigkeiten. Ob und wann die Beschwerden bei schwer vom so genannten Long Covid Betroffenen aufhören, ist bislang ebenso unklar wie eine Therapie, die nicht nur Symptome lindern soll. Ein US-amerikanisches Team hat vier Faktoren ausgemacht, die das Risiko für Long Covid deutlich erhöhen. Das berichten Yapeng Su und Co im Journal »Cell«. Die Arbeitsgruppe verweist allerdings darauf, dass es noch weitere Einflussfaktoren geben könnte.
Die Wissenschaftler hatten dazu 200 Patientinnen und Patienten zwei bis drei Monate nach deren erster Covid-19-Diagnose beobachtet, wobei das Alter von 18 bis 89 Jahre reichte. Die Betroffenen hatten sich 2020 und Anfang 2021 mit dem Coronavirus infiziert; eine Aussage zu Omikron können Su und Co daher nicht treffen. Die Erkrankten wurden dazu nach 20 Symptomen befragt, die als typisch für Long Covid gelten wie dauerhafte Müdigkeit, Kurzatmigkeit oder kognitive Beeinträchtigungen.
Von den Patienten, die über drei oder mehr Symptome berichteten, wiesen 95 Prozent einen oder mehrere der vier Faktoren, die in der Studie identifiziert worden waren. Dazu zählte eine hohe Virenlast im Blut am Anfang der Infektion (nachgewiesen durch hohe Werte an Viren-RNA) und das Auftreten bestimmter Autoantikörper, die sich gegen den eigenen Körper richten und beispielsweise auch bei rheumatoider Arthritis oder anderen Autoimmunkrankheiten auftreten. Ein weiterer Risikofaktor waren reaktivierte Epstein-Barr-Viren (EBV), die Pfeiffersches Drüsenfieber auslösen können, und mit denen sich viele Menschen früh im Leben infizieren. Sie können langzeitig im Körper schlummern. Und schließlich waren viele betroffen, die bereits an Diabetes vom Typ 2 erkrankt sind. Allerdings schließen die Forscher nicht aus, dass andere Vorerkrankungen das Risiko für Long Covid ebenfalls erhöhen.
Mehr als 60 Prozent der in der Studie untersuchten Personen wiesen zwei oder mehr der typischen Beschwerden auf. Bei zwei Drittel davon traten die Antikörper auf, kein anderer Faktor spielte eine so große Rolle: Diabetes, hohe Virenlast oder EBV kamen jeweils bei einem Drittel vor. Typisch war allerdings, dass meist mehrere Anzeiger gleichzeitig vorhanden waren. Diese Erkenntnisse könnten nun neue Ansatzpunkte für Therapien öffnen, schreiben Su und Co. Erste Zahlen weisen zudem darauf hin, dass Impfungen die Gefahr von Long Covid drastisch senken.
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