Covid-19: Remdesivir senkt das Sterberisiko nicht
Das einzige zur Behandlung von Covid-19 zugelassene antivirale Medikament – Remdesivir – hat keinen Einfluss auf das Überleben der damit behandelten Patientinnen und Patienten. Das geht aus einer Studie an US-Kriegsveteranen hervor, die mit dem Mittel behandelt wurden. Mediziner haben dazu rückblickend Daten von Erkrankungsfällen zwischen Mai und Oktober 2020 ausgewertet.
Wie das Forschungsteam um Michael Ohl von der University of Iowa im Fachblatt »JAMA Network Open« berichtet, starben ungefähr genauso viele Patienten, die mit Remdesivir behandelt wurden, wie jene, die das Medikament nicht erhielten.
Um nachträglich die Behandelten mit einer Kontrollgruppe vergleichen zu können, suchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für jeden mit Remdesivir Behandelten einen Patienten mit ähnlichem Gesundheitszustand, der den Wirkstoff nicht erhalten hatte. Insgesamt bildeten sie so 1172 Vergleichspaare. Die Untersuchten waren im Schnitt 66 Jahre alt, es handelte sich zudem fast ausschließlich um Männer. Viele hatten Vorerkrankungen der Lunge. Kriegsveteranen haben in den USA Anspruch auf eine kostenlose Behandlung. Mit Blick auf eine Studie ist dies von Vorteil, da es Verzerrungen durch den sozialen Status der Patienten reduziert.
Auch wenn Remdesivir zusammen mit Dexamethason gegeben wurde, blieb die Sterblichkeit gleich, schreiben Ohl und Team. Die Kombination der beiden Wirkstoffe hatte sich bei früheren Untersuchungen als viel versprechend erwiesen.
Dass Remdesivir das Sterberisiko nicht reduzieren kann, kommt nicht unerwartet. Bei der Zulassung des Medikaments hatten Fachleute zwar eine leicht verringerte Sterblichkeit beobachtet, diese war jedoch damals statistisch nicht signifikant gewesen. Studien wie die aktuelle von Ohl und Team legen nun nahe, dass die positiven Auswirkungen des Medikaments tatsächlich nicht vorhanden sind. Andernfalls hätten sie sich in den ausgewerteten Daten zeigen müssen.
Einen Effekt hatte Remdesivir allerdings: Die Auswertung zeigte, dass jene, die das Medikament erhielten, im Schnitt nicht nach drei, sondern erst nach sechs Tagen die Klinik wieder verließen. Das muss jedoch nicht unbedingt eine Folge des Medikaments sein. Es könnte auch daran liegen, dass die Ärztinnen und Ärzte die einmal begonnene Remdesivir-Behandlung zum Abschluss bringen wollten, selbst wenn sie eigentlich nicht mehr notwendig gewesen wäre. Das Virostatikum, das das Virus an der Vermehrung hindern soll, muss zwingend durch Infusionen verabreicht werden.
Möglich ist auch, dass die Vergleichspaare doch nicht so vergleichbar waren, wie von Ohl und Team erhofft. So könnten diejenigen, die Remdesivir erhielten, tendenziell doch schwerer erkrankt gewesen sein als jene, die es nicht erhielten – etwa weil sie Vorerkrankungen hatten, die in den Patientenakten nicht verzeichnet waren. Darauf weist etwa das »Ärzteblatt« hin.
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