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Eisforschungssatellit: Cryosat-2 soll am 8. April starten

Eisforschungssatellit CryoSat-2
Cryosat-2 ist schon der zweite Anlauf der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA, einen Erderkundungssatelliten speziell für die Vermessung der irdischen Eislager an den Polen und im Rest der Welt zu starten. Der erste Versuch im Oktober 2005 scheiterte durch ein Versagen der russischen Rockot-Trägerrakete, und der Satellit stürzte dabei ins Meer.

Damals erschien zunächst alles verloren, aber schnell machte die ESA klar, dass sie einen Ersatzsatelliten bauen lässt. Da hierfür keine neue Entwicklungsarbeit mehr erforderlich ist, ist ein Nachbau eines Satellten wesentlich preiswerter, insbesondere dann, wenn auf bestehende Baugruppen als Ersatzteile zurückgegriffen werden kann. Dennoch nutzte die ESA die Möglichkeit, beim zweiten Satelliten technische Verbesserungen im Bereich der Datenverarbeitung und Steuerung der Radarantennen einfließen zu lassen.

Den Start organisiert die russisch-ukrainische Firma Kosmotras, welche die russische Dnepr-Trägerrakete auf dem westlichen Markt vertreibt. Die ursprünglich wieder vorgesehene Rockot-Rakete war zum gewünschten Startzeitpunkt gerade nicht verfügbar. Die Dnepr ist eigentlich eine zur Verschrottung bestimmte Nuklear-Interkontinentalrakete mit der Nato-Bezeichnung SS-18, die nach Abrüstungsverträgen mit den USA als ziviler Satellitenträger verwendet werden darf.

Eigentlich sollte Cryosat-2 nun schon rund anderthalb Monate in der Umlaufbahn sein. Aufgrund von Problemen mit der zweiten Stufe der Trägerrakete musste die ESA den für den 25. Februar angekündigten Start zunächst auf unbestimmte Zeit verschieben. Nun ist der Start für den 8. April 2010 um 15:57 Uhr MESZ angesetzt.

Cryosat-2 vermisst die Mächtigkeit der irdischen Eismassen zentimetergenau mit Radar. Damit lässt sich unter anderem ermitteln, wie sich die Eismassen im Jahresgang verändern. Über mehrere Jahre hinweg lässt sich dann auch bestimmen, ob sich das Volumen der polaren Eisschilde signifikant verändert. Bisherige Messungen sind wesentlich ungenauer und lassen Interpretationsspielräume zu.

Das Hauptinstrument des bei der Firma EADS-Astrium in Friedrichshafen am Bodensee gebauten Satelliten ist SIRAL (SAR/Interferometric Radar Altimeter). Es sendet Radarpulse bei einer Wellenlänge von 2,2 Millimetern aus und registriert die von der Erdoberfläche zurückgeworfenen Echos. Aus der Laufzeit der Signale und den Bahndaten des Satelliten lässt sich dann eine dreidimensionale Karte erstellen. In der höchsten möglichen Auflösung soll Cryosat-2 die Höhen von Eislagern auf ein bis drei Zentimeter genau vermessen.

Zur Vorbereitung und während des Fluges von Cryosat-2 waren und sind Forscher in den Polargebieten unterwegs, um vor Ort Messungen der Eisdicke vorzunehmen, die sie dann als Referenzpunkte mit den Daten des Satelliten vergleichen können. Mit diesem ground truth werden die Messergebnisse von Cryosat-2 dann sozusagen "geeicht".

Tilmann Althaus

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