Speere, Schwerter und ein Kettenhemd: Enormer Waffenhort eines Kriegsfürsten ausgegraben
Mehr als 100 Lanzen- und Speerspitzen, acht Schwerter, ein Kettenhemd sowie einige weitere Waffen – und damit genug, um ein kleines Heer auszurüsten, sagen dänische Archäologen, die einen umfangreichen Waffenhort in den Überresten zweier gut 1500 Jahre alter Häuser entdeckt haben. Die Fachleute um Grabungsleiter Elias Witte Thomasen von den Museen der Stadt Vejle vermuten, dass es sich bei dem Fund nahe der dänischen Ortschaft Hedensted um Opfergaben handelte. Womöglich hatte ein regionaler Fürst sie in seinen Residenzbauten niederlegen lassen, heißt es in einer Pressemitteilung der Vejle Museen.
Die Archäologen entdeckten den Waffenhort während einer Rettungsgrabung am Fundplatz Løsning Søndermark, wo sich zwischen dem 1. und 5. Jahrhundert eine Siedlung befand. Die mehr als 130 Eisenobjekte lagen auf zwei Bauten verteilt: Im einen Haus fanden sie sich in den Pfostenlöchern, im anderen Haus waren sie im Boden um die Pfosten gruppiert. Demnach hatte man die Stücke im ersten Bau niedergelegt, als dort bereits die dachtragenden Pfeiler fortgeschafft worden waren. Im anderen Gebäude dürften die Lanzenspitzen und Schwerter während der Erbauung vergraben worden sein. Ausgehend davon deuten die Ausgräber die Waffen als Opfergabe. Die Sitte, beim Bau oder Abriss von Gebäuden im Fundamentbereich ein Opfer darzubringen, ist von vielen bronze- und eisenzeitlichen Kulturen bekannt. Womöglich wollte man damit göttliche Kräfte auf seiner Seite wissen und die Bauten unter deren Schutz stellen.
Als seltenes Fundstück beschreiben die Archäologen die Überreste eines Kettenhemds. Derartige Panzer konnten damals, vor mehr als 1500 Jahren, nur mit einigem Aufwand gefertigt werden. Entsprechend dürften sie zum persönlichen Besitz eines Kriegerfürsten oder Herrschers gehört haben. Um das Kettenhemd vollständig aus dem Boden zu holen, bargen die Forscher den Fund im Block. Sie gruben das Stück also samt dem umgebenden Erdreich aus.
Neben Waffen und Rüstung fanden die Archäologen auch zwei Halsringe aus Bronze. Vergleichbare Objekte halten beispielsweise Herrscher in der Hand, die auf Goldmedaillons derselben Zeit abgebildet sind. Solche Medaillons sind etwa aus dem dänischen Vindelev bekannt. Die Fachleute deuten die Ringe daher als Statussymbol regionaler Herrscher. Die Bronzefunde würden demnach die Interpretation stützen, dass in den zwei Bauten der Siedlung von Løsning Søndermark vor mehr als 1500 Jahren Fürsten residierten.
In weiteren Untersuchungen wollen die Forscher klären, ob die Waffen den ansässigen Kriegern gehörten oder ob diese die Schwerter, Speere und Lanzen von Feinden erbeutet hatten.
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