News: Damenwahl
Über 20 Jahre lang erforschten Ben Sheldon und seine Kollegen von der University of Oxford die beiden Fliegenschnäpperarten in Schweden sowie der Tschechischen Republik und stießen dabei auf ein überraschendes Verhalten: Obwohl es Frau Halsbandschnäpper nicht schwer fallen dürfte, ihre männlichen Artgenossen aufgrund ihres typischen Federkleides und Gesangs von den fremden Vogelmännern zu unterscheiden, kam es in den Untersuchungsgebieten häufiger zu Mischehen, als die Forscher aufgrund von Zufällen erwarteten.
Doch diese Wahl scheint keinesfalls die schlechteste zu sein. Denn die klugen Halsbandschnäpperinnen haben ausgeklügelte Mechanismen entwickelt, um die Fallstricke zu umgehen, welche die Natur bei der Hochzeit mit einem Trauerschnäpper-Gatten ausgelegt hat: Erstens produzieren die Mischehen den meisten Nachwuchs zu einem fortgeschrittenen Zeitpunkt in der Brutsaison, während reine Halsbandschnäpper-Pärchen wie die meisten Vögel möglichst früh brüten. Für zu spät gekommene Weibchen mag es somit von Vorteil sein, sich mit artfremden Männchen zu verbinden.
Zweitens waren einige mit einem Trauerschnäpper liierte Halsbandschnäpper-Damen offenbar heimlich fremdgegangen, da sich nicht der artfremde Gatte als biologischer Vater ihrer Jungen entpuppte, sondern ein männlicher Artgenosse. Unklar bleibt allerdings, ob ein derartiger Seitensprung häufiger bei Mischehen auftritt oder der Samen des Halsbandschnäpper-Männchens den seines Widersachers aussticht.
Drittens gingen aus gemischten Vogelpärchen unverhältnismäßig viele männliche Junge hervor. Das Gleichgewicht war somit in Richtung der Männchen verschoben, die ja im Gegensatz zu den Weibchen fortpflanzungsfähig sind.
Zusammen gleichen diese drei Faktoren die offensichtlichen Nachteile aus, die eine Verbindung zwischen Halsband- und Trauerschnäpper zwangsläufig mit sich bringt. "Derart raffinierte Mechanismen entwickeln sich möglicherweise schnell in einem Grenzgebiet, wo sich zwei nahe verwandte Arten überlappen", spekuliert Dennis Hasselquist von der Lund University. Der genetische Austausch könnte hier zur Entstehung einer neuen Art führen.
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