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Saturn-Mission: Dampfende Wärme am Eismondpol

Der Eismond Enceladus
Der Südpol des eisigen Saturnmond Enceladus ist deutlich wärmer als vermutet. Bei ihrem jüngsten nahen Vorbeiflug maß die Cassini-Sonde mit ihrem Composite Infrared Spectrometer lokale Poltemperaturen von 110 Kelvin statt der eigentlich zunächst vorhergesagten frostigen 75 Kelvin. Dies sei nur durch hitzeliefernde geologische Prozesse zu erklären, durch die Wärme über Spalten an die Oberfläche dringt, meinen die verantwortlichen Nasa-Forscher.

Wärme am Enceladus-Südpol | Auf der Karte sind die vorhergesagten (links) und die tatsächlich gemessenen Temperaturen am Enceladus-Südpol zu sehen. Einzelne Stellen, nahe den als "Tigerstreifen" bezeichneten auffälligen Oberflächenstrukturen, erreichen bis zu 110 Kelvin.
Enceladus wäre somit nach Erde und dem Jupitermond Io der dritte Himmelskörper im Sonnensystem, auf dem aktive geothermische Prozesse beobachtet wurden. Das der mit 500 Kilometern Durchmesser winzige Enceladus derartige Aktivitäten aufweist, überrascht die Wissenschaftler. Wie bei Io sind wahrscheinlich die gewaltigen Gezeitenkräfte des nahen Gasriesen für die Hitzeproduzierenden tektonischen Verschiebungen im Inneren und die zahlreichen Risse auf der Eisoberfläche des Mondes verantwortlich.

Die Oberfläche des Eismondes Enceladus | Der größere Teil der Oberfläche des Eismondes Enceladus ist von lang zurückliegender geologischer Aktivität geprägt. Einschlagkrater sind meist an den Rändern abgetragen und von zahlreichen Verwerfungen durchzogen.
Mit dem Ion- und Neutral- Massenspektrometer und dem bildgebenden Ultraviolet-Spektrografen bestätigte Cassini zudem die schon im vorherigen Vorbeiflug gefundenen Atmosphäre aus fast 65 Prozent Wasserdampf um den Eismond. Molekularer Wasserstoff macht etwa 20 Prozent der Gashülle um Enceladus aus, die weiterhin Spuren aus Kohlenoxiden und Stickstoff enthält. Dass der winzige Mond eine dauerhafte Atmosphäre halten kann, können sich die Forscher nur damit erklären, dass die geothermischen Prozesse für einen langsamen, aber steten Nachschub an Wasserdampf produzieren.

Der Cosmic Dust Analyser von Cassini registrierte unterdessen eine große Menge von Staubpartikeln um den Eismond, die offenbar von einem stetigen Hagel von Mikrometeoriten freigesprengt werden. Dies bestätigt frühere Theorien, nach denen Enceladus die Quelle für das Material des diffusen, äußeren E-Ringes von Saturn ist.

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