Pause vom Netz: Zufriedener und konzentrierter dank Digital Detox

Eine Pause von dem ständigen Fluss der Whatsapp-Nachrichten, Instagram-Reels und Tiktok-Videos zahlt auf die mentale Gesundheit ein. Darauf weist eine kürzlich im Fachmagazin »PNAS« erschienene Studie unter Leitung des Verhaltenswissenschaftlers Noah Castelo von der University of Alberta in Kanada hin.
Im Rahmen der vierwöchigen Untersuchung mussten die Probanden eine App auf dem Smartphone installieren, die den Zugang zum Internet blockierte. Eine Hälfte von ihnen durfte ihr Smartphone zunächst noch zwei Wochen lang normal benutzen, bevor ihr Internetzugang gesperrt wurde. Bei den anderen wurde der Internetzugang sofort für zwei Wochen gesperrt, in den anschließenden 14 Tagen hatten sie hingegen wieder vollen Zugriff darauf. Zu Beginn der Intervention, nach zwei sowie nach vier Wochen erfassten die Wissenschaftler das subjektive Wohlbefinden und die mentale Gesundheit der Personen durch Fragebögen.
Das Digital Detox hatte großen Einfluss: Nach der Intervention wiesen die Teilnehmenden eine signifikant höhere Lebenszufriedenheit auf als vorher. Außerdem erlebten sie positive Emotionen intensiver und zeigten weniger Symptome für psychische Krankheiten. In einem Test, der ihre Fähigkeit maß, sich für längere Zeit auf eine Aufgabe zu konzentrieren, schnitten sie nach der Studie zudem besser ab.
Die positiven Auswirkungen führen die Forscher auf ein verändertes Freizeitverhalten zurück. Während des Detox hätten die Probanden mehr Zeit in der Offline-Welt verbracht, sagt Adrian Ward, einer der Studienautoren, in einem Beitrag der University of Texas at Austin. »Sie sind Hobbys nachgegangen, haben sich mit Menschen getroffen oder sind raus in die Natur. Dadurch hatten sie viel mehr das Gefühl, selbst Herr ihrer Entscheidungen zu sein.« Sogar der Schlaf verbesserte sich durch die Intervention merklich.
Selbst zwei Wochen nachdem ein Teil der Probanden wieder vollen Zugang zu Tiktok, Whatsapp und Facebook hatte, waren Aufmerksamkeit, mentale Gesundheit und Wohlbefinden immer noch besser, wenn auch weniger als während des aktiven Entzugs.
Einige der Studienteilnehmer konnten mehr von der Intervention profitieren als andere. Besonders große Effekte sahen die Forscher bei Menschen, die eine hohe FOMO, eine »Fear of missing out«, hatten – also die Angst davor, gerade etwas Wichtiges oder sehr Schönes zu verpassen. Ebenso profitierten jene mehr, die im Alltag eher zu Unruhe und Konzentrationsproblemen neigten.
Die zwei Wochen ohne Internet auf dem Smartphone durchzuhalten, gelang allerdings nur wenigen. Von den 504 Personen, die sich für die Studie anmeldeten, waren am Ende bloß noch 119 übrig, mehr als drei Viertel hatten demnach in der Zwischenzeit aufgegeben – und das, obwohl der Zugang zu Tablets und Computern uneingeschränkt möglich war.
Fazit: Eine temporäre Pause vom täglichen Nachrichten-Bombardement kann einen echten Unterschied machen. Und wenn das im Alltag nicht funktioniert, dann kann man es sich zumindest für den nächsten Urlaub vornehmen.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.