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Wissenschaftswelt: Danksagungen enthüllen wissenschaftliche Netzwerkstrukturen

Mit Hilfe eines neu programmierten Suchalgorithmus erstellten Wissenschaftler der Pennsylvania State University eine Liste der Personen und Institutionen, die in Danksagungen wissenschaftlicher Arbeiten in den letzten Jahrzehnten am häufigsten genannt wurden. Der dabei erstellte Index offenbart nach Ansicht der Forscher aufschlussreiche Verbindungen innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinde und mache insbesondere soziale, moralische, finanzielle oder intellektuell befruchtende Beiträge zu wissenschaftlichen Leistungen deutlich.

Unterstützern, denen häufig gedankt werde, seien für die Wissenschaftswelt von großem Wert. Ihr Beitrag findet aber keinen adäquaten Niederschlag in den zur Einschätzung wissenschaftlicher Bedeutung entscheidenden "Citation Indices", die allein auf der Häufigkeit der Literaturzitat-Erwähnungen beruhen.

Dies ermittelten die Wissenschaftler bei der Auswertung von 188 052 Danksagungen aus Arbeiten, die in einer elektronischen Datenbank mit knapp einer halben Million von Veröffentlichungen aus dem Gebiet der Informatik der letzten Jahrzehnte dokumentiert sind. Gedankt werde darin etwa akademischen sowie forschungsfinanzierenden Einrichtungen, Firmen und Einzelpersonen, welche die Wissenschaftler in unterschiedlichen Danksagungs-Indizes auflisteten.

Der Analyse zufolge dominieren große Computerhersteller, nicht überraschend, den Firmen-Index der Informatikpublikationen. Bei den Geldgebern, denen gedankt wurde, folgt dem Spitzenreiter NSA (der staatlichen US-amerikanischen Organisation zur Förderung der Wissenschaften) bereits auf Platz vier die Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG. Seit dem Jahr 1990 war die DFG – zusammen mit ihrem britischen Pendant, dem UK Engineering and Physical Science Research Council EPSRC – die einzige Fördereinrichtung, die von Jahr zu Jahr zunehmend mehr Danksagungen einheimste.

Besonders mobile, international tätige Forscher mit Aufgaben in vielfältig eingebundenen Universitäten finden sich auf der Informatik-Danksagung-Top-15 der Einzelpersonen. Auf das erwartete Profil passt deren Spitzenreiter, der in Dänemark tätige französische Computerlinguist Olivier Danvy, mit 268 dankenden Erwähnungen. Er zeigte sich "völlig überrascht", schätzte sich aber als gegenüber Kollegen durchaus hilfsbereit ein. Als erster Deutsche auf der Liste rangiert Frank Pfennig an Position 14. Er gehört unter anderem dem Fachbeirat des Max-Planck-Institutes für Informatik an und forscht seit langer Zeit auch im Ausland, derzeit an der Carnegie-Mellon-Universität.

Danksagungen können viel über den Wert verraten, den Organisationen, Universitäten und einzelne Meinungsbildner für ein wissenschaftliches Fachgebiet haben, so die Autoren der Studie. Dies sollte nach ihrer Meinung in Zukunft – neben der Anzahl der Literaturerwähnungen – zur Evaluation wissenschaftlicher Bedeutung unbedingt herangezogen werden.

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