News: Dann eben mit Gewalt!
Bei einem Projekt wurden den Teilnehmern an vier aufeinanderfolgenden Tagen gewaltfreie oder brutale Filme gezeigt. Am fünften Tag – ungefähr 24 Stunden nach dem letzten Film – nahmen die Probanden an einem weiteren Test teil, der anscheinend nichts mit der Gewaltstudie zu tun hatte (Journal of Applied Social Psychology Vol. 29, Nr. 1, Abstract). Der Assistent behandelte sie entweder konsequent neutral oder unverschämt und beleidigend. Im Laufe des Experiments ergab sich später eine Gelegenheit für die Versuchspersonen, diesem Mitarbeiter zu schaden. Weaver und Zillmann stellten fest, daß sowohl dessen rüpelhaftes Verhalten als auch die zuvor gesehenen Gewaltfilme ein feindliches Verhalten gegenüber dem Assistenten förderten. Die Auswirkungen der Filme waren selbst dann nachweisbar, wenn der Mitarbeiter nicht provozierend aufgetreten war. Dabei spielte es keine Rolle, ob der Versuchsteilnehmer männlich oder weiblich war.
In der zweiten Studie zeigten die Wissenschaftler den Probanden vier verschiedene Abstufungen von Filmen: völlig gewaltfreie, solche mit gemäßigten Szenen, gewaltverherrlichende und Horrorfilme (Personality and Individual Differences vom Mai 1997). Den größten Effekt hatte die unnötige Gewalt, besonders bei Männern, die sich selbst als sozial von der Norm abweichend und egozentrisch empfanden. Sie akzeptierten nach den Videoveranstaltungen Gewalt noch eher als einen Weg, Konflikte zu lösen. Außerdem traten sie stärker als sonst für die Todesstrafe ein. Die "klassische" Gewalt oder überzogene Blutorgien der Horrorstreifen hatten übrigens keine derartige Auswirkungen. Die Filme müssen wohl noch den Hauch einer (brutalen) Realität vermitteln, um sich im Denken und Verhalten manifestieren zu können.
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