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Darmkrebs: Übergewichtige Schwangere könnten Darmkrebsrisiko ihrer Kinder erhöhen

Immer häufiger erkranken auch jüngere Erwachsene an Darmkrebs. Möglicherweise hängt dies mit dem Gewicht ihrer Mütter während der Schwangerschaft zusammen.
Schwangere auf der Waage

Sind Frauen in der Schwangerschaft stark übergewichtig, könnte das bei ihren Kinder das Risiko erhöhen, frühzeitig an Darmkrebs zu erkranken. Das hat eine Studie von Forschern um Caitlin Murphy von der University of Texas Health Science Center in Houston ergeben. Die Ergebnisse stellte das Team in der Fachzeitschrift »Gut« vor.

Das Team um Murphy stellte fest, dass die Kinder von adipösen Schwangeren in ihrem Leben doppelt so häufig an Darmkrebs erkrankt waren wie Kinder normal- oder leicht übergewichtiger Frauen. Auch Kinder von Müttern, die während der Schwangerschaft mehr als zehn Kilogramm zunahmen, sowie Kinder, die bei Geburt über 4000 Gramm wogen, erkrankten offenbar häufiger. Überdurchschnittlich oft kommen Kinder adipöser Frauen mit einem erhöhten Geburtsgewicht zur Welt.

Die Arbeitsgruppe um Murphy wertete Daten von über 18 000 Müttern und deren Kindern aus, die an einer Studie des Public Health Institute im kalifornischen Oakland teilgenommen hatten. Die zwischen 1959 und 1966 geborenen Kinder wurden ab ihrer Geburt über einen Zeitraum von 60 Jahren beobachtet; die letzten Erhebungen fanden 2019 statt.

In ihrer Auswertung berücksichtigten die Forscher allerdings einige wichtige Faktoren nicht, die das Risiko der Kinder für Darmkrebs ebenfalls beeinflussen können. Dazu zählen unter anderem ein Schwangerschaftsdiabetes, der zur Gewichtszunahme der Frauen führt, sowie das Gewicht der Kinder im Verlauf ihres Erwachsenenlebens. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppe müssten daher noch durch andere Forschungen bestätigt werden.

Beeinflussen Faktoren während der Schwangerschaft das Krankheitsrisiko der Kinder?

Das Team sieht seine Ergebnisse als weiteren Beleg für die als »Fetal Programming« bekannte Hypothese. Sie besagt, dass bestimmte Faktoren während der Schwangerschaft das Risiko des Kindes beeinflussen, später einmal diverse Krankheiten zu entwickeln. Unter anderem kann demnachdie Ernährungsweise der Mutter den Aufbau und die Funktionsweise des kindlichen Fettgewebes, seine Appetitregulation und seinen Stoffwechsel nachhaltig verändern.

Jede achte Krebserkrankung in Deutschland betrifft den Darm – im Jahr 2017 erkrankten hier zu Lande knapp 60 000 Menschen an einem Darmkarzinom. Mehr als die Hälfte der Patienten ist über 70 Jahre alt. Bisher traten rund zehn Prozent aller Fälle bei Menschen unter 55 Jahren auf – mit steigender Tendenz. Da heute fast sechsmal so viele Frauen während der Schwangerschaft ein starkes Übergewicht entwickeln wie in den 1960ern, könnten sich früh einsetzende Darmkrebserkrankungen in Zukunft häufen, schätzen Murphy und ihr Team.

Um solche Krebserkrankungen zu verhindern, können in Deutschland Männer ab 50 Jahren und Frauen ab 55 Jahren zur Vorsorge eine Darmspiegelung vornehmen lassen. Ist die Untersuchung unauffällig, sollte sie nach zehn Jahren wiederholt werden. Zusätzlich können Menschen ab 50 Jahren ihren Stuhl jährlich, ab 55 Jahren alle zwei Jahre auf Blut untersuchen lassen.

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