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Extrem-Frühling: Darum war der April so heiß

Sommer? Winter? Der April ist ein Monat auf Messers Schneide - und zeigt deswegen einen Effekt, der zu anderen Jahreszeiten unsichtbar bleibt.
Entspannung

Satte fünf Grad Celsius wärmer als im 20. Jahrhundert war der April 2018 – und damit der bei Weitem heißeste seit Beginn der Aufzeichnungen. Ursache der hohen Temperaturen ist sehr wahrscheinlich der Klimawandel; der macht den April immer mehr zu einem echten Sommermonat. Dieses Jahr habe die Durchschnittstemperatur bei 12,4 Grad Celsius gelegen, vermeldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) – und war damit sogar einen Tick höher als der Mai im international gültigen Vergleichszeitraum zwischen 1961 und 1990.

Die Monate werden aber nicht im Gleichschritt mit der globalen Erwärmung heißer – der Effekt kommt über einen Umweg zu Stande, der den April besonders betrifft. Hauptdarsteller ist (wieder einmal) der polare Jetstream, der unser Klima in den mittleren Breiten steuert. Ein zentraler Effekt dieser Strahlströmung auf das Wetter ändert Ende März sein Vorzeichen: Während vor dem astronomischen Frühlingsanfang am 20. März ein »blockierter« Jetstream anhaltendes kaltes Wetter bringt, bedeuten solche festhängenden Schlaufen des globalen Windsystems im April Wärme und Trockenheit.

Warmer April durch schmelzendes Eis

Genau das haben wir im Jahr 2018 erlebt – als sich nämlich mit dem Hoch »Norbert« eine »Omega-Lage« einstellte. Dabei bildet eine nordwärtsgerichtete Schlaufe des Jetstreams, eingerahmt von zwei südlich gerichteten Schlenkern, ein stabiles Muster. Das Hochdruckgebiet im Zentrum der Struktur bringt viel warme Luft. Eine Reihe von Forschungsarbeiten deutet darauf hin, dass solche festhängenden Muster im Jetstream in Zukunft häufiger werden. Ursache ist wohl die Eisschmelze in der Arktis.

Das stark schwankende Wetter der gemäßigten Breiten überlagert die Effekte des Klimawandels meist deutlich. Der April ist eine Ausnahme. Schon die Durchschnittstemperaturen der letzten 30 Jahre lagen deutlich über ein Grad höher als in der Referenzperiode des 20. Jahrhunderts, und seit etwa einem Jahrzehnt häufen sich die Extremwerte. In den Jahren 2007, 2009, 2011 und 2014 war der April jeweils im Schnitt deutlich wärmer als zehn Grad Celsius, und dazu sonniger und trockener, als man erwarten würde. Sogar der »kalte« April 2017 war immer noch wärmer als der Durchschnitt der Referenzperiode.

Der Monat am Übergang zwischen Winter und Sommer ist quasi das Zünglein an der Waage: Während sich Winter und Sommer im Klimawandel nur langsam systematisch verändern, steht der launische April seit jeher auf Messers Schneide – er ist immer für Sommer- wie Winterwetter gut. Doch je stärker das arktische Eis schmilzt, desto häufiger ist der Jetstream blockiert; und umso wahrscheinlicher wird es, dass bereits der April die Wärme bringt, die wir bisher eher vom Mai erwartet haben.

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