Zoologie: Darwins "seltsame Tiere" endlich unter Dach und Fach
Bei seinen Südamerikareisen an Bord der HMS Beagle entdeckte Charles Darwin in den 1830er Jahren auch die Fossilien einiger rätselhafter, ausgestorbener Großtiere: etwa des Macrauchenia, eines kamelartigen Wesens mit langer Rüsselschnauze, oder des Toxodon, das aus dem Körper eines Nashorns und dem Kopf eines Flusspferds zusammengesetzt erscheint – und Zähne ähnlich wie ein Nagetier trägt. Wie sich diese 250 Arten umfassende Gruppe der südamerikanischen Huftiere, die Darwin als die "vielleicht seltsamsten je entdeckten Tiere" bezeichnete, in den Stammbaum der Säugetiere einfügt, war lange Zeit umstritten.
Nun präsentiert ein vielköpfiges Forscherteam um Erstautor Frido Welker vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig eine Antwort, die das Rätsel womöglich ein für alle Mal löst. Demnach gehört diese Tiergruppe, deren letzte Angehörige vor ungefähr 12 000 Jahren ausstarben, zu den Unpaarhufern. Damit sind sie eng mit Pferden, Nashörnern und Tapiren verwandt. Ausschließen können die Wissenschaftler eine bislang ebenfalls häufig vermutete Verwandtschaft mit den Afrotheria, zu denen unter anderem die Elefanten zählen.
Die taxonomische Einordnung der südamerikanischen Huftiere gelang dem Team dank der Analyse von Kollagen, einem Strukturprotein, das sich – anders als DNA – auch aus alten Knochen noch gewinnen lässt, und das sogar in nennenswerten Mengen. Moderne Analyseverfahren erlaubten es den Wissenschaftlern, die Sequenz des Proteins zu bestimmen und mit der entsprechenden Kollagensequenz benachbarter Tiergruppen zu vergleichen. Aus den Ähnlichkeiten und Unterschieden kann schließlich ein Stammbaum berechnet werden.
Nach Aussage der Forscher könnte diese Methode helfen, auch noch weitere Rätsel der Evolution aufzuklären – eben weil sich Kollagen und ähnliche Proteine wesentlich länger erhalten als das Erbgut: Unter kühlen Bedingungen könnte es womöglich bis zu 20 Millionen Jahre lang in verwertbarer Form überdauern, erklärt Teammitglied Matthew Collins von der University of York gegenüber "Nature".
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