Zukunft der Menschheit: Das (Ab-)Wasser der Städte
Weil die Städte gerade in den Entwicklungsländern immer stärker wachsen, mehren sich dort die Probleme in der Abwasserentsorgung. Ein Thema, das oft tabuisiert wird – aber angesichts der wachsenden Bevölkerungszahlen in diesen Regionen immer wichtiger wird. Teil 7 der Serie "Zukunft der Menschheit".
Jack Sim, ein Asiat mit rundlichem Gesicht, unscheinbarer Brille und grau melierten Haaren, lächelt breit, wenn er erzählt, was für ihn zur Berufung geworden ist: "Ich bin der Toilettenmann," sagt er – und meint damit den Gründer der World Toilet Organisation, "der anderen WTO, und zwar der progressiveren von beiden", wie er seine Organisation gerne bezeichnet. Der Mittfünfziger aus Singapur hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Toilettenversorgung auf der Welt zu verbessern. Seine Waffe ist sein Humor. Niemand auf der Welt dürfte mehr Witze über die Notdurft kennen als er. Wenn die Presse kommt, wedelt er fröhlich mit Klopapierrollen oder gibt Interviews auf öffentlichen Toiletten.
Wer an mangelnde Abwasser- oder Sanitärversorgung denkt, hat oft abgelegene Dörfer in fernen Entwicklungsländern vor seinem geistigen Auge. Doch auch in den Städten dieser Welt zerbrechen sich immer mehr Planer und Experten die Köpfe darüber, wie sie der Notdurft der wachsenden Stadtbevölkerung gerecht werden können. Denn weltweit gibt es einen Trend zur Urbanisierung, und so manche Stadt wächst schneller, als ihre Infrastruktur nachziehen kann. Darum haben die Vereinten Nationen ab dem Weltwassertag im März dieses Jahres "Wasser für urbane Räume" in den Mittelpunkt einer Kampagne gerückt. Ein zentrales Thema hierbei ist das auch Abwasser sowie dessen Reinigung.
Jeder Zweite wohnt in einer Stadt
Derzeit wohnt jeder zweite Mensch auf der Welt in einer Stadt. Experten gehen jedoch davon aus, dass in Zukunft immer mehr Menschen in Metropolen ziehen werden. Über 90 Prozent dieser Urbanisierung findet in den Entwicklungsländern statt, deren Slums besonders schnell wachsen. Die UN-Organisation UN Water hat errechnet, dass bis zum Jahr 2020 jedes Jahr zusätzlich mindestens sechs Millionen Menschen in die Slums dieser Welt ziehen werden. Dort verfügen sie meist nicht über genügend sauberes Trinkwasser, und auch eine ausreichende Sanitärversorgung gibt es in den meisten Slums nicht – mit gravierenden Folgen für Menschen und Umwelt.
Ein Viertel der Städter auf der Welt hat nach Angaben der UNESCO keinen Zugang zu Sanitäranlagen; über die Hälfte von ihnen, rund 497 Millionen Menschen, nutzen Gemeinschaftslatrinen.
Besonders bedrohlich ist die Situation in den Metropolen Afrikas: Etwa 400 Millionen der gut eine Milliarde Menschen Afrikas wohnen in Städten. Und die Landflucht hält weiter an. Allein Nairobi, die Hauptstadt Kenias, ist von 119 000 Bewohnern im Jahr 1984 auf heute 3,1 Millionen Bewohner angewachsen. Die Folge dieser Völkerwanderung haben die Vereinten Nationen in einer Studie kürzlich zusammengefasst: Seit 1990 hat sich die Zahl der Menschen ohne ausreichende Sanitärversorgung in Afrika nahezu verdoppelt.
Fehlende Hygiene macht krank
Wo aber die Abwasserversorgung fehlt, lassen sich selbst einfachste Hygienestandards nicht halten, es kommt zu Durchfall-, Wurm- und Parasitenerkrankungen. Mehr als 80 Prozent der Erkrankungen und ein Viertel aller Todesfälle in den Entwicklungsländern gehen nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation auf das Konto verunreinigten Wassers. Jeden Tag sterben weltweit 5000 Menschen an der Durchfallerkrankung, die meisten sind Kinder unter fünf Jahren. Sogar die Malaria, die man früher als Krankheit der Landbevölkerung betrachtet hat, findet man zunehmend in den Städten wieder, weil sich die Mücken in Schmutzwassertümpeln und anderem stehenden Abwasser vermehren können.
Bereits im Jahr 2000 haben die Vereinten Nationen beschlossen, die Situation zu verbessern und bis 2015 zumindest der Hälfte der Menschheit Zugang zu einer grundlegenden Abwasserentsorgung zu ermöglichen. Doch die Verbesserung der Sanitärversorgung kommt nur schleppend voran – anders als übrigens die Versorgung der Menschen mit sauberem Trinkwasser, bei der die Vereinten Nationen in den letzten Jahren deutliche Erfolge erzielen konnten.
Klassische Sanitärsysteme auf dem Prüfstand
Bei der Sanitärversorgung aber ist die Sache kompliziert. Der Bau von Kanalsystemen ist teuer, gleichzeitig wachsen die Städte oft schneller, als die Planer graben können. Darum sagt Kellogg Schwab, Direktor des Center for Water and Health der Johns Hopkins Bloomberg School for Public Health im US-amerikanischen Baltimore: "Bei dem Versuch, allen Menschen dieser Welt Zugang zu sauberem Wasser und sanitärer Versorgung zu geben, muss man dezentral vorgehen und wegkommen von der Idee, alle mit Rohrleitungen zu versehen." Die klassische Abwasserversorgung mit Hilfe eines Kanalsystems gerät unter Experten zunehmend in die Kritik: zu teuer, zu unflexibel, zu aufwändig.
Hinzu kommt: Die klassischen Abwassersysteme der entwickelten Länder mit ihren Wasserspülungen in der Toilette und den weit vernetzten unterirdischen Abwasserrohren sind für viele trockene Regionen keine Lösung. Wo Wasser knapp ist, kann man es nicht einfach die Toilette herunterspülen. Fachleute propagieren darum so genannte Vakuumtoiletten, die ohne Wasser funktionieren. Bei ihnen werden die Fäkalien mit Hilfe von Unterdruck in spezielle Behälter geleitet. Der Vorteil: Sie funktionieren auch ohne Kanalsysteme, sie sind robust, und man könnte ihren Inhalt – getrocknet und kompostiert – auch als Dünger benutzen.
Seit Jahrzehnten werden solche Toiletten bereits in Schiffen oder Flugzeugen eingesetzt. Nun propagieren Entwicklungshilfeorganisationen wie die GTZ sie auch für den breiteren Einsatz. Dank erster Modellprojekte stehen sie nun in den Slums der indischen Großstadt Bangalore, in Schulen in Afghanistan oder Slums in Indonesien. Jack Sim von der World Toilet Organisation geht sogar davon aus, dass Wasserspülungen langfristig "ganz aussterben werden". Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg.
Toiletten noch immer tabuisiert
"Toiletten sind das letzte große Tabu unserer Zeit", sagt Jack Sim, den es ärgert, dass Politiker sich lieber bei der Einweihung einer Schule fotografieren lassen als bei der Eröffnung einer öffentlichen Latrine. Auch seine deutschen Kollegen Thilo Panzerbiet und Reinhardt Marth von der Deutschen Toiletten-Organisation kritisieren unseren schambesetzten Umgang mit der Notdurft: "Bereits Kindern wird beigebracht, nicht darüber zu sprechen."
Die Tendenz, das Thema Toilette zu verdrängen, klagen sie, ziehe sich bis in die Entwicklungshilfe hinein: Abwasserentsorgung sei lange nur ein Nebenaspekt von Wasserkonferenzen wie der Weltwasserwoche und des Weltwasserforums gewesen – eine Art kleiner, schmutziger Bruder des strahlend sauberen Trinkwasserthemas, an den zwar gedacht werde, den man aber ganz gern auch mal an den Kindertisch setze, statt ihn ernst zu nehmen.
Auch die USA müssen investieren
Doch selbst für entwickelte Städte kann die Abwasserentsorgung problematisch werden, wenn die Infrastruktur nicht mit der Bevölkerungsentwicklung mithalten kann. In Abu Dhabi etwa, schätzt der örtliche Stadtplanungsrat, werden 2030 statt der heutigen knapp 900 000 Bewohner rund drei Millionen Menschen die Stadt und das Umland bevölkern. Um die Massen auch in Zukunft adäquat zu versorgen, soll nun ein erweitertes Abwassersystem errichtet werden. Im wasserarmen Sydney ist man noch einen Schritt weiter gegangen: Dort wurde 2008 ein doppeltes Wassersystem eingeführt: Für alle Zwecke außer Trinkwasser wird heute aufbereitetes Gebrauchswasser verwendet, um die Abwässer zumindest in Teilen sinnvoll zu nutzen.
Selbst die USA werden demnächst massiv investieren müssen, erklärt Kellog Schwab: "Ein großes Problem in den USA ist der Verfall der Infrastruktur", sagt er. Die American Society of Civil Engineers, der Berufsverband der Bauingenieure in den USA, hat der Wasserinfrastruktur des Landes vor Kurzem ein D minus gegeben, was der deutschen Note vier minus entspricht. "Wir bräuchten elf Milliarden Dollar pro Jahr, nur um schadhafte Stellen auszutauschen," sagt Schwab: "Lecke Rohre in den Städten der USA verlieren geschätzte 26 Milliarden Liter Trinkwasser pro Tag." Eine Menge, die auch eine entwickelte Supermacht nicht ignorieren kann.
Aber Jack Sim meint es ernst. Seine Organisation bildet Fachkräfte aus, finanziert Sanitärprojekte, veranstaltet Tagungen – und versucht, die Scham vor dem Thema Sanitärversorgung zu zerstreuen. Denn auch wenn niemand gern darüber redet: Mangelnde Abwasserentsorgung ist ein zentrales Thema unserer Zeit, das im Zuge des weltweiten Bevölkerungswachstums weiter an Bedeutung gewinnt.
Wer an mangelnde Abwasser- oder Sanitärversorgung denkt, hat oft abgelegene Dörfer in fernen Entwicklungsländern vor seinem geistigen Auge. Doch auch in den Städten dieser Welt zerbrechen sich immer mehr Planer und Experten die Köpfe darüber, wie sie der Notdurft der wachsenden Stadtbevölkerung gerecht werden können. Denn weltweit gibt es einen Trend zur Urbanisierung, und so manche Stadt wächst schneller, als ihre Infrastruktur nachziehen kann. Darum haben die Vereinten Nationen ab dem Weltwassertag im März dieses Jahres "Wasser für urbane Räume" in den Mittelpunkt einer Kampagne gerückt. Ein zentrales Thema hierbei ist das auch Abwasser sowie dessen Reinigung.
Jeder Zweite wohnt in einer Stadt
Derzeit wohnt jeder zweite Mensch auf der Welt in einer Stadt. Experten gehen jedoch davon aus, dass in Zukunft immer mehr Menschen in Metropolen ziehen werden. Über 90 Prozent dieser Urbanisierung findet in den Entwicklungsländern statt, deren Slums besonders schnell wachsen. Die UN-Organisation UN Water hat errechnet, dass bis zum Jahr 2020 jedes Jahr zusätzlich mindestens sechs Millionen Menschen in die Slums dieser Welt ziehen werden. Dort verfügen sie meist nicht über genügend sauberes Trinkwasser, und auch eine ausreichende Sanitärversorgung gibt es in den meisten Slums nicht – mit gravierenden Folgen für Menschen und Umwelt.
Ein Viertel der Städter auf der Welt hat nach Angaben der UNESCO keinen Zugang zu Sanitäranlagen; über die Hälfte von ihnen, rund 497 Millionen Menschen, nutzen Gemeinschaftslatrinen.
Im Herbst soll der siebenmilliardste Mensch geboren werden. Aus diesem Anlass berichtet spektrumdirekt in einer mehrteiligen Serie über die "Zukunft der Menschheit" und ihre Chancen wie Probleme, die sich durch die wachsende Zahl an Erdenbürgern ergeben.
Die übrigen Teile der Serie finden Sie unter:
spektrumdirekt.de/zukunft-der-menschheit
In den Slums von Mumbai etwa teilen sich nach Angaben lokaler Behörden mindestens 58, mancherorts sogar bis zu 273 Menschen eine Toilette. Die übrigen Teile der Serie finden Sie unter:
spektrumdirekt.de/zukunft-der-menschheit
Besonders bedrohlich ist die Situation in den Metropolen Afrikas: Etwa 400 Millionen der gut eine Milliarde Menschen Afrikas wohnen in Städten. Und die Landflucht hält weiter an. Allein Nairobi, die Hauptstadt Kenias, ist von 119 000 Bewohnern im Jahr 1984 auf heute 3,1 Millionen Bewohner angewachsen. Die Folge dieser Völkerwanderung haben die Vereinten Nationen in einer Studie kürzlich zusammengefasst: Seit 1990 hat sich die Zahl der Menschen ohne ausreichende Sanitärversorgung in Afrika nahezu verdoppelt.
Fehlende Hygiene macht krank
Wo aber die Abwasserversorgung fehlt, lassen sich selbst einfachste Hygienestandards nicht halten, es kommt zu Durchfall-, Wurm- und Parasitenerkrankungen. Mehr als 80 Prozent der Erkrankungen und ein Viertel aller Todesfälle in den Entwicklungsländern gehen nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation auf das Konto verunreinigten Wassers. Jeden Tag sterben weltweit 5000 Menschen an der Durchfallerkrankung, die meisten sind Kinder unter fünf Jahren. Sogar die Malaria, die man früher als Krankheit der Landbevölkerung betrachtet hat, findet man zunehmend in den Städten wieder, weil sich die Mücken in Schmutzwassertümpeln und anderem stehenden Abwasser vermehren können.
Hinzu kommt die Umweltverschmutzung: In den Entwicklungsländern werden 80 Prozent der Abwässer kaum oder gar nicht gereinigt, bevor sie in die Flüsse oder Meere geleitet werden. Und auch so manches entwickelte Land nimmt die Abwasserklärung nicht allzu ernst: So werden in der Türkei nach Angaben der UN nur etwa 3,6 Prozent der Abwässer gereinigt. Dies sorgt nicht nur für eine zusätzliche Verbreitung von Krankheitskeimen, sondern gefährdet auch die Tier- und Pflanzenwelt der Gewässer.
Bereits im Jahr 2000 haben die Vereinten Nationen beschlossen, die Situation zu verbessern und bis 2015 zumindest der Hälfte der Menschheit Zugang zu einer grundlegenden Abwasserentsorgung zu ermöglichen. Doch die Verbesserung der Sanitärversorgung kommt nur schleppend voran – anders als übrigens die Versorgung der Menschen mit sauberem Trinkwasser, bei der die Vereinten Nationen in den letzten Jahren deutliche Erfolge erzielen konnten.
Klassische Sanitärsysteme auf dem Prüfstand
Bei der Sanitärversorgung aber ist die Sache kompliziert. Der Bau von Kanalsystemen ist teuer, gleichzeitig wachsen die Städte oft schneller, als die Planer graben können. Darum sagt Kellogg Schwab, Direktor des Center for Water and Health der Johns Hopkins Bloomberg School for Public Health im US-amerikanischen Baltimore: "Bei dem Versuch, allen Menschen dieser Welt Zugang zu sauberem Wasser und sanitärer Versorgung zu geben, muss man dezentral vorgehen und wegkommen von der Idee, alle mit Rohrleitungen zu versehen." Die klassische Abwasserversorgung mit Hilfe eines Kanalsystems gerät unter Experten zunehmend in die Kritik: zu teuer, zu unflexibel, zu aufwändig.
Hinzu kommt: Die klassischen Abwassersysteme der entwickelten Länder mit ihren Wasserspülungen in der Toilette und den weit vernetzten unterirdischen Abwasserrohren sind für viele trockene Regionen keine Lösung. Wo Wasser knapp ist, kann man es nicht einfach die Toilette herunterspülen. Fachleute propagieren darum so genannte Vakuumtoiletten, die ohne Wasser funktionieren. Bei ihnen werden die Fäkalien mit Hilfe von Unterdruck in spezielle Behälter geleitet. Der Vorteil: Sie funktionieren auch ohne Kanalsysteme, sie sind robust, und man könnte ihren Inhalt – getrocknet und kompostiert – auch als Dünger benutzen.
Seit Jahrzehnten werden solche Toiletten bereits in Schiffen oder Flugzeugen eingesetzt. Nun propagieren Entwicklungshilfeorganisationen wie die GTZ sie auch für den breiteren Einsatz. Dank erster Modellprojekte stehen sie nun in den Slums der indischen Großstadt Bangalore, in Schulen in Afghanistan oder Slums in Indonesien. Jack Sim von der World Toilet Organisation geht sogar davon aus, dass Wasserspülungen langfristig "ganz aussterben werden". Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg.
Toiletten noch immer tabuisiert
"Toiletten sind das letzte große Tabu unserer Zeit", sagt Jack Sim, den es ärgert, dass Politiker sich lieber bei der Einweihung einer Schule fotografieren lassen als bei der Eröffnung einer öffentlichen Latrine. Auch seine deutschen Kollegen Thilo Panzerbiet und Reinhardt Marth von der Deutschen Toiletten-Organisation kritisieren unseren schambesetzten Umgang mit der Notdurft: "Bereits Kindern wird beigebracht, nicht darüber zu sprechen."
Die Tendenz, das Thema Toilette zu verdrängen, klagen sie, ziehe sich bis in die Entwicklungshilfe hinein: Abwasserentsorgung sei lange nur ein Nebenaspekt von Wasserkonferenzen wie der Weltwasserwoche und des Weltwasserforums gewesen – eine Art kleiner, schmutziger Bruder des strahlend sauberen Trinkwasserthemas, an den zwar gedacht werde, den man aber ganz gern auch mal an den Kindertisch setze, statt ihn ernst zu nehmen.
Mit entsprechenden Folgen: Die finanzielle Förderung von Sanitärprojekten, resümiert die UN in einem Bericht von 2009, liegt in jedem Land dieser Welt weit unter der von Trinkwasserprojekten. "Ohne eine sofortige Beschleunigung der Prozesse", schreiben die Vereinten Nationen in einem Zwischenbericht von 2009, "wird die Welt nicht einmal die Hälfte der Entsorgungsvorgaben bis 2015 schaffen."
Auch die USA müssen investieren
Doch selbst für entwickelte Städte kann die Abwasserentsorgung problematisch werden, wenn die Infrastruktur nicht mit der Bevölkerungsentwicklung mithalten kann. In Abu Dhabi etwa, schätzt der örtliche Stadtplanungsrat, werden 2030 statt der heutigen knapp 900 000 Bewohner rund drei Millionen Menschen die Stadt und das Umland bevölkern. Um die Massen auch in Zukunft adäquat zu versorgen, soll nun ein erweitertes Abwassersystem errichtet werden. Im wasserarmen Sydney ist man noch einen Schritt weiter gegangen: Dort wurde 2008 ein doppeltes Wassersystem eingeführt: Für alle Zwecke außer Trinkwasser wird heute aufbereitetes Gebrauchswasser verwendet, um die Abwässer zumindest in Teilen sinnvoll zu nutzen.
Selbst die USA werden demnächst massiv investieren müssen, erklärt Kellog Schwab: "Ein großes Problem in den USA ist der Verfall der Infrastruktur", sagt er. Die American Society of Civil Engineers, der Berufsverband der Bauingenieure in den USA, hat der Wasserinfrastruktur des Landes vor Kurzem ein D minus gegeben, was der deutschen Note vier minus entspricht. "Wir bräuchten elf Milliarden Dollar pro Jahr, nur um schadhafte Stellen auszutauschen," sagt Schwab: "Lecke Rohre in den Städten der USA verlieren geschätzte 26 Milliarden Liter Trinkwasser pro Tag." Eine Menge, die auch eine entwickelte Supermacht nicht ignorieren kann.
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