Beobachtungstipp: Das Beste zum Schluss: Komet Garradds Abschiedsvorstellung
Auf Garradd ist Verlass. Betulich zieht er seine Bahn um die Sonne, und hält dabei gebührlichen Abstand. Nie drang er ins innere Sonnensystem ein – sein Orbit befand sich stets außerhalb der Marsbahn. Obwohl sein Kern mit rund 30 Kilometer Durchmesser verhältnismäßig groß ist für einen Kometen, waren allzu große Helligkeitssprünge deshalb von vornherein nicht zu erwarten. Ganz im Gegensatz zu anderen – kleineren – Kometen der letzten Monate, die entweder für spektakuläre Himmelserscheinungen sorgten – wie der Sonnenkratzer C/2011 W2 Lovejoy – oder aber enttäuschten – wie der verhinderte "Weltuntergangskomet" C/2010 X1 Elenin.
Abschied ohne Wiederkehr
Zuvor stattet er aber noch der Erde einen Besuch ab – wenn auch ebenfalls in gebührendem Abstand von 1,27 AE, das entspricht etwa 190 Millionen Kilometer. Diese Position erreicht der Komet am 5. März. Obwohl Garradd bereits im vergangenen Jahr ausgiebig beobachtet werden konnte, steht seine beste Sichtbarkeit also gerade erst bevor.
Ideale Beobachtungsbedingungen
Bis Mitte des Monats stört das helle Mondlicht Beobachtung und Fotografie, danach zieht sich der Mond vom Nachthimmel zurück, die beste Sichtbarkeitsphase des Kometen beginnt. Ab Mitte Februar erreicht Garradd zudem seine größte Helligkeit und könnte dann vielleicht sogar eben mit freiem Auge sichtbar sein – ein dunkler und wolkenfreier Himmel vorausgesetzt. In jedem Falle ist er ein einfaches Fernglasobjekt.
Schon ab Mitternacht erreicht der Komet Horizonthöhen von 40 Grad und mehr, bis zur Morgendämmerung sogar 70 Grad. Bis in den April hinein dauert die Sichtbarkeitsperiode, gestört allenfalls durch Mondlicht, und ab März freilich mit stetig abnehmender Helligkeit des sich in die Tiefen des Alls verabschiedenden Kometen.
Doppelter Kometenschweif
Im Teleskop und auf Fotografien zeigt der Komet derzeit einen pittoresken Anblick: Er besitzt sowohl einen ausgeprägten Plasmaschweif als auch einen weit aufgefächerten Staubschweif. Beide lassen sich ansatzweise in mittelgroßen Teleskopen erkennen, und erscheinen prachtvoll auf lang belichteten Fotografien. Während der Staubschweif seinem Namen gemäß aus Staubpartikeln aufgebaut ist und eine starke Krümmung aufweist, handelt es sich bei den Bestandteilen des Plasmaschweifs um Ionen, die vom Sonnenwind geradewegs in die der Sonne abgewandte Richtung "geweht" werden.
Infolge der Krümmung des Staubschweif scheint es zur Zeit, als wäre er fast entgegengesetzt zum Plasmaschweif und damit auf die Sonne zu gerichtet. Dies ist aber nur eine Folge unserer Perspektive und der Tatsache, dass die Staubpartikel so groß sind, dass sie der Sonnenwind sie nicht fortdrücken kann. Sie bleiben daher hinter dem Kometen zurück.
Beobachter schätzen die Helligkeit der Kometenkoma derzeit auf 6 bis 7 mag und die Ausdehnung der Koma auf bis zu 15 Bogenminuten. Der Plasmaschweif erstreckt sich auf Fotografien um etwa zwei Grad oder vier Vollmondbreiten. Zwar ist die maximale Helligkeit des Kometen noch nicht erreicht, aber es steht zu erwarten, dass Garradd auch hier seiner eigenen Historie treu bleibt und keine allzu großen Sprünge macht. Der Komet dürfte demnach allenfalls noch einige Zehntel Größenklassen heller werden.
C/2009 P1 Garradd wird damit nicht annähernd so spektakulär werden wie der "Weihnachtskomet" Lovejoy – aber immerhin steht er ideal für die im letzen Jahr benachteiligten Nordhimmelbeobachter.
Jan Hattenbach
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