News: Das Dutzend ist voll
Wenigstens 1,6mal so schwer wie der Planet Jupiter, bewegt der neue Planet sich in 61 Tagen in einem Abstand von nur einem Fünftel der Entferung Erde-Sonne um seinen Stern. Was die Wissenschaftler aber noch mehr in Erstaunen versetzt, ist die stark elliptische Form der Umlaufbahn. Nach ihren Theorien sollte die starke Anziehung zwischen Stern und nahegelegenem Planet letzteren in einen annähernd kreisförmigen Orbit zwingen. Doch nach Marcys Angaben studieren er und seine Kollegen zur Zeit einen weiteren Stern mit einem potentiellen Planeten, dessen Bahn sogar noch langgestreckter ist. "Alle Planeten unseres Sonnensystems haben rundere Umlaufbahnen als diese beiden neuen Planeten", sagt er. "Das wirft die Frage auf, wie verbreitet eigentlich die Architektur unseres Sonnensystems ist."
Kaum zwei Stunden nachdem Marcy seine Ergebnisse auf einem Symposium der International Astronomical Union in Victoria vorgestellt hat, zeigte ihm ein aufgeregter Kollege eine E-Mail. Darin berichteten Xavier Delfosse vom Observatoire de Haute Provence, daß sein Team unabhängig von Marcys Gruppe zu den gleichen Resultaten gelangt sei.
Eine Zusammenstellung der sechs neuentdeckten extrasolaren Planeten sowie ein Katalog der gesicherten und noch zu überprüfenden Beobachtungen hat Jean Schneider vom Observatoire de Paris zusammengestellt.
Die aufgeführten Planeten und Staubscheiben gehören alle zu leichten oder mittelschweren Sternen. Diese entstehen, wenn Gase zu einer so dichten Kugel kollabieren, daß in deren Inneren die Kernfusionsreaktionen starten. Gase und Staub, die den Zentralstern umgeben, verklumpen schließlich zu Planeten.
Sehr massereiche Sterne emittieren dagegen so intensive Strahlung, daß sie alle Materie in ihrer Nähe regelrecht fortblasen. Doch es scheint Ausnahmen von der Regel zu geben: Der Stern G339.88-1.26 hat die 20fache Sonnenmasse und gibt 10 000mal so viel Strahlung ab, vorwiegend im ultravioletten Bereich. Sein Licht ist allerdings von der Erde aus nicht sichtbar, da ihn eine dicke Staubschicht ummantelt. Nur mit Radioteleskopen ist er zu erkennen. Einem Astronomenteam um Bringfried Stecklum und Hans-Ulrich Käufl vom European Southern Observatory ist es mit dem Thermal Infrared Multi Mode Instrument des 3,6-Meter-Teleskops gelungen, den Staub im Infrarotbereich zu entdecken. Nach Käufls Vermutung absorbieren die Partikelchen das UV-Licht und geben die Energie als Infrarotstrahlung wieder ab. Durch die Absorption wird verhindert, daß Staub und Gase davongeweht werden, und um den Stern kann sich Materie ansammeln. Ob sich allerdings einmal Planeten daraus formen werden, ist noch nicht klar.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 29.5.1998
"'Sehen heißt glauben' - Spektrum Ticker vom 23.4.1998
"Noch mehr Staub und Planeten" - Spektrum Ticker vom 22.4.1998
"Ein Doppelsternsystem mit Planeten?" - Spektrum Ticker vom 27.2.1998
"Betagte Eltern für neugeborene Planeten?" - Spektrum Ticker vom 12.1.1998
"Die Geburt eines Planetensystems" - Spektrum Ticker vom 12.1.1998
"Planet oder nicht Planet – das ist nun kaum mehr die Frage"
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