Direkt zum Inhalt

News: Das Eis wird dünner

Es wird viel von Klimaveränderung, globaler Erwärmung und Treibhauseffekt gesprochen, doch dabei bleibt es dann auch. Daß den Worten keine Taten folgen, liegt oft auch daran, daß Forschern die Beweise fehlen. Denn das Weltklima ist zu komplex, als daß man es vorherbestimmen kann, Schwankungen hat es immer gegeben, und die Zeiträume, welche die Forscher berücksichtigen müssen, erstrecken sich über Jahrzehnte. In einer Langzeitstudie haben Wissenschaftler nun festgestellt, daß die Dicke des arktischen Eises deutlich abnimmt. Dazu haben sie Messungen aus mehreren U-Boot-Expeditionen ausgewertet, die in den neunziger Jahren durchgeführt wurden und diese mit älteren Daten verglichen.
Andrew Rothrock von der University of Washington, Seattle, und seine Mitarbeiter haben Daten zur Stärke der Eisdecke in der Arktis ausgewertet. Ihre Informationen stammen aus dem Programm Scientific Ice Expeditions (SCICEX), bei dem im Herbst 1993, 1996 und 1997 mit Hilfe von U-Booten, die Dicke des Eises unterhalb der Wasseroberfläche bestimmt wurden. Die Wissenschaftler verglichen diese Werte mit Daten aus früheren Missionen zum Beispiel aus dem Jahre 1958 von der USS Nautilus und 1976 von der HMS Sovereign. Zusätzlich konnten sie noch einige weitere Messungen aus dem Zeitraum von 1976-1993 zum Vergleich heranziehen. Die Werte aus den früheren Fahrten wurden so weit wie nötig auf die Jahreszeit angepaßt, in der die neuen Messungen stattgefunden haben.

Die SCICEX-Mission bestand aus sechs Atom-U-Booten, die einen großen Teil der arktischen Tiefsee untersucht haben. Die Messungen zeigten eine vertikale Ausdehnung des Eises von ein bis drei Metern, das ist deutlich dünner, als vorher angenommen wurde. Alle 29 Messungen, die mit früheren Fahrten verglichen wurden, zeigen eine Abnahme der Eisdicke. Im Durchschnitt beträgt diese 1,3 Meter, was einem Rückgang von 40 Prozent entspricht. Die Forscher meinen, daß dieses Verhalten nichts mit der Änderung von Windverhältnissen oder ähnlichem zu tun haben kann, da dann das Eis zwar an einer Stelle abnehmen, an einer anderen aber wieder aufgebaut würde.

Nach Aussage der Wissenschaftler sind die erhaltenen Daten nicht geeignet, um Aussagen über den Grund der Eisabnahme zu machen. Sie stellen gleich mehrere erklärende Hypothesen auf, die den Wärmetransport im Ozean, den Austausch mit der Atmosphäre und kurzwellige Strahlung berücksichtigen. Ein wichtiges Thema für zukünftige Forschung sei herauszufinden, ob es eine zyklische Zu- und Abnahme des Eisvolumens über mehrere Jahrzehnte gibt oder ob dieser Prozeß in nächster Zeit andauernd fortschreitet. Doch die Wissenschaftler sind davon überzeugt, daß der Rückgang des Eises in der Arktis, wie er bisher schon stattgefunden hat, "ein wichtiges Signal ist, das beachtet werden muß, um zu einer erfolgreichen Theorie für die Klimaveränderung zu gelangen."

Siehe auch

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.