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Sonnensystem: Das erste Neptunjahr ist vorbei

Planet Neptun
Planet Neptun | Im August 1989 passierte die US-Raumsonde Voyager 2 den Planeten Neptun und sandte dabei Bilder und Messdaten zur Erde. Deutlich lassen sich auf dieser Aufnahme Wolkenbänder und Sturmwirbel in der Atmosphäre des äußersten Planeten erkennen, der etwa den vierfachen Durchmesser der Erde aufweist. Die blaue Farbe kommt durch Methan in der Atmosphäre zustande, das rotes Licht absorbiert.
Der stattliche Planet Neptun bildet die Außengrenze unseres Planetensystems und benötigt für einen Umlauf um die Sonne rund 165 Jahre. Er ist der erste und bislang einzige große Planet, dessen Existenz mit Hilfe von Bahnberechnungen vorhergesagt wurde. Neptun wurde am 23. September 1846 aufgespürt und vollendete nun am 11. Juli 2011 um 23:48 Uhr MESZ seinen ersten bekannten Umlauf.

Die Hinweise auf seine Existenz ergaben sich aus Beobachtungen der Bahnbewegungen der Planeten Saturn und Uranus, die von den mit den keplerschen Gesetzen und dem newtonschen Gravitationsgesetz vorherberechneten Bahnen deutlich verschieden waren. Mitte des 19. Jahrhunderts waren die Abweichungen der tatsächlichen von den theoretischen Bahnen so groß geworden, dass sich führende Mathematiker ihrer Zeit dem Problem widmeten.

Neptun im Blick vom Weltraumteleskop Hubble | Zum Gedenken an die Vollendung des ersten Neptunjahrs wurde das Weltraumteleskop Hubble am 25. und 26. Juni 2011 auf den äußersten Planeten gerichtet. Die Bilder entstanden mit der Weitfeld-Kamera-3 und zeigen den Planeten in weitgehend natürlichen Farben. Auffallend sind die vielen hellen Wolken in der Atmosphäre des Planeten, vergleicht man diese Bilder mit der in diesem Beitrag beigestellten Aufnahme der Raumsonde Voyager-2. Das Wettergeschehen auf Neptun ist ähnlich dynamisch wie auf dem innersten Gasriesen Jupiter. Dies liegt unter anderem daran, dass der Planet deutlich mehr Wärme aus seinem Inneren abstrahlt, als er von der Sonne empfängt.
Einer von ihnen war der französische Mathematiker Urbain Le Verrier (1811 – 1877), der in Paris im Jahre 1845 die Position eines weiteren äußeren Planeten, der mit seiner Schwerkraft die Umlaufbewegungen von Saturn und Uranus störte, vorausgesagt hatte. Allerdings fand er in seinem Land kein Gehör, keiner der zeitgenössischen französischen Astronomen wollte sich auf die Suche nach einem Planeten an der angegeben Position machen. Ähnlich erging es auch seinem englischen Kollegen John Couch Adams (1819 – 1892), der völlig unabhängig von Le Verrier zu ähnlichen Ergebnissen gekommen war, dessen Berechnungen und Vorhersagen von den britischen Astronomen aber ignoriert wurden. Le Verrier wandte sich schließlich per Brief an den preußischen Astronomen Johann Gottfried Galle (1812 – 1910) in Berlin.

Dieses Schreiben traf am 23. September 1846 in Berlin ein und sogleich machte sich Galle mit seinem Assistenten Heinrich Louis d'Arrest (1822 – 1875) in der folgenden Nacht daran, an der angegebenen Position nach dem von Le Verrier vorhergesagten Planeten zu suchen. Schon nach kurzer Zeit stießen die beiden Forscher auf einen "Stern" mit einer Helligkeit von 8 mag, der nicht auf der Himmelskarte verzeichnet war. Beobachtungen in der folgenden Nacht belegten, dass sich der "Stern" um rund vier Bogensekunden relativ zum Himmelshintergrund bewegt hatte, sich daher vermutlich im Umlauf um die Sonne befand.

Beobachtungen mit einem größeren Teleskop enthüllten dann auch rasch ein winziges, bläuliches Planetenscheibchen. Neptun war gefunden und die Entdeckung erregte weltweit großes Aufsehen. Rasch richteten Astronomen in aller Herren Länder ihre Instrumente auf den neuen Himmelskörper und schon 17 Tage nach dem Bekanntwerden wurde sein großer Mond Triton entdeckt, der den Planeten in rund sechs Tagen entgegen dessen Rotationsrichtung umrundet.

Tilmann Althaus

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