News: Das Förderband hakt
Ein Drittel davon muss durch die 840 Meter tiefe Meeresenge zwischen den Shetland- und den Färöer-Inseln, wo ein Forscherteam unter der Leitung von Bogi Hansen vom Faroese Fischeries Laboratory den Wasserfluss berechnete. Dabei nahmen sie sich nicht nur die hydrografischen Daten der Vergangenheit zur Hilfe, sie konnten auch direkte Messungen durchführen. Denn seit 1995 befindet sich in der Meeresstaße ein hochauflösender acoustic Doppler current profiler (ADCP), mit dem sich kontinuierliche Geschwindigkeitsprofile erheben lassen. Demnach strömt das kalte Tiefenwasser hier mit Geschwindigkeiten zwischen einigen Zentimetern und mehr als einem Meter pro Sekunde nach Süden.
Allein zwischen November 1995 und Juni 2000 zeigen diese Daten eine Abnahme des Stroms kalten Tiefenwassers von zwei bis vier Prozent pro Jahr. Während der vergangenen 50 Jahre ist die Menge um 20 Prozent zurückgegangen - ein Trend, der sich verstärkt. Und dies hat offenbar damit zu tun, dass die arktischen Eismassen infolge der globalen Klimaerwärmung schrumpfen. Auf diese Weise gelangen immer größere Mengen von Süßwasser in den Nordatlantik. Es verdünnt das Salzwasser des Meeres, dessen Dichte daraufhin geringer wird und das nur noch schwerlich in die Tiefe absinken kann. Erst kürzlich hatten norwegische Forscher festgestellt, dass der Salzgehalt in der Straße zwischen den Färöer- und Shetland-Inseln innerhalb der vergangenen zwei Jahrzehnte in der Tat um 0,02 Gramm pro Liter abnahm.
Wenngleich diese Beobachtungen schlüssig sind, sind die Forscher bei der Beurteilung der Ursachen dennoch vorsichtig. So schließen sie nicht aus, dass es sich dabei um einen irgendwie gearteten natürlichen Effekt handelt. So sei beispielsweise nicht auszuschließen, dass es zu langfristigen Verlagerungen des Nordatlantischen Tiefenstroms komme und die kalten Wassermassen nun in anderen Regionen nach Süden strömten. Wäre dem aber nicht so, könnte die Energie des Golfstroms nachlassen. Ein wärmeres Weltklima hieße dann nichts anderes als kälteres und feuchteres Wetter in Europa. Wo in Irland dereinst Palmen gediehen, herrschten dann Verhältnisse wie in Spitzbergen.
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